Das Spiel ist aus. Mit seiner ersten Reaktion "Das liegt alles lange zurück, wir wollen nach vorne schauen" wird sich der schwedische König nicht aus der Affäre ziehen können. Jetzt will auch noch eine angeblich ehemalige Geliebte von Carl Gustaf ein Buch schreiben. Popsängerin Camilla Henemark sagte der schwedischen Zeitung "Expressen", dass sie nun "ihre Version" über die Beziehung zum Ehemann von Königin Silvia schreiben wolle. Dass sie im Skandalbuch von Thomas Sjöberg als "Kurtisane des Königs" beschrieben wird, sei ihr zu viel. Sie und der König wären eher "Spielkameraden" gewesen.

Dass Sjöbergs Skandalbuch über den König von Schweden nicht ohne Wirkung bleibt, war klar: "Wir waren am Tag des Erscheinens sehr angespannt", sagt Thomas Sjöberg, Hauptautor des Buchs "Der widerwillige Monarch. Aber was darauf folgte, nennt der Journalist Krieg: "Man drohte uns sogar mit Gefängnis." Doch Sjöbergs Buch schlug voll ein, die erste Auflage war schon am zweiten Verkaufstag weg.

Tatsächlich kam ein Stein ins Rollen, von dem noch niemand weiß, wie groß er ist. "Ein Skandal ungeahnten Ausmaßes", schreibt eine "Aftonbladet"-Journalistin. Auffällig ist, dass die schwedische Presse, die sehr zurückhalten ist, wenn es um das Privatleben ihrer Royals geht, diesmal kein Blatt vor den Mund nimmt. "Aftonbladet" machte sogar eine Extraausgabe über die mutmaßlichen Eskapaden ihres Königs und titelte: "Alle sollen es sehen." Zu Wort kam unter anderem der einstige Nachtclub-Besitzer Mille Markovic, der einmal wöchentlich von König Carl Gustaf und seiner "chauvinistischen Herrenclique" in den 90ern gemietet wurde.

Damen zum Dessert

Nach dem Abendessen hätte es für die Herren immer leicht geschürzte Damen zum Dessert gegeben, sagt Markovic. Und das in Schweden, wo Prostitution hart geahndet wird und Freier bis zu sechs Monate hinter Gitter kommen können. Fragwürdig ist, warum Mille Markovic nicht schon früher mit seinem brisanten Wissen herausrückte: "Aber das bin ich ja! Sogar vor Gericht. Aber das wollte doch niemand hören", sagte er "Aftonbladet". Dabei hätte er sogar Videobeweise, aufgenommen von den Überwachungskameras im Club.

Markovic ging schon einmal ins Gefängnis, weil er bekannte schwedische Schauspieler mit Sexvideos aus seinem Club erpressen wollte. Jetzt erklärte er, "zum richtigen Zeitpunkt" Schweden vor Augen führen zu wollen, wie der schwedische König seine Stellung und das Geld der Steuerzahler ausgenutzt habe. Wenn die Leibgarde des Königs vor dem Etablissement stand, waren nicht nur die oberen Zehntausend sicher vor Polizeirazzien, sondern auch die Herren aus der Unterwelt, die ebenfalls gern im Club verkehrten.

Die Reaktion des schwedischen Hofs auf die üblen Vorwürfe: Nicht einmal ignorieren. Auf der Homepage des Königshauses dominieren noch immer Fotos von den Geschenken zu "Det Kungliga Bröllopet", der königlichen Hochzeit von Kronprinzessin Victoria im Juni. Doch dieser Freudentag liegt lange zurück. Der von Carl Gustaf so erwünschte Blick nach vorne könnte sich letztlich doch noch als Schuss erweisen, der nach hinten losgeht.