Die internationalen Medien stehen seit 14 Tagen in Bereitschaft, und es fällt ihnen zunehmend schwer, der Geburt des Royal Babys entgegenzufiebern. Die Hitzewelle hat die Zahl der Fotografen, die vor dem Lindo Wing des St. Mary Flügels auf das Einsetzen der königlichen Wehen warten, schmelzen lassen. Eine Hundertschaft von Fotografen hat Leichtmetallleitern aufgestellt, Fernsehteams haben ihre Standplätze markiert. Alle sind nur hier, um zu filmen, wie Catherine, Herzogin von Cambridge, das Hospital für die Niederkunft mit einem neuen Thronfolger aufsucht. Und wenn sie mit einem Baby auf dem Arm wieder herauskommt.

Vor allem amerikanische TV-Crews sind zahlreich vertreten. Für Amerikaner sind Kate und William seit der Hochzeit vor zwei Jahren der Inbegriff einer gelebten Märchenwelt - "Reality Television" par excellence. "Sie sind praktisch unsere königliche Familie", bestätigt CBS-Reporter Charlie d'Agata.

Wenn es nach den Wettbüros geht, deren Werber Tafeln mit den Wettprognosen fotogen vor dem Krankenhaus platzieren, wird es ein Mädchen namens Charlotte oder Victoria werden.

Lieber ein Mädchen

Die Briten setzen auf ein Mädchen, nachdem die Erbfolgegesetze verändert wurden und eine weibliche Erstgeborene den Vortritt vor einem männlichen Zweitgeborenen hat. Die Gesetzesänderung im "Succession to the Crown Act 2013" nimmt von Catherine den Druck, einen männlichen Erben zu gebären, unter dem noch ihre verstorbene Schwiegermutter Diana stand.

Dutzende britische Eltern sollen die Namensgebung ihrer Neugeborenen hinauszögern und warten, wie das Royal Baby genannt wird. Man hat in Großbritannien 42 Tage Zeit, eine neue Geburt zu registrieren. Memorabilienversandhäuser können also mit guten Gründen Strampelanzüge mit Krone und der Aufschrift "Born to rule" anbieten (zum Herrschen geboren) - und zwar in Rosa und Blau.

Memorabilienhändler und verwandte Geschäftszweige glauben nach einer Studie der Consulting-Firma KPMG, dass mit Baby- und Souvenirprodukten 100 Millionen Pfund umgesetzt werden. Natürlich machen dabei auch Kates Eltern, Carole und Michael Middleton Kasse. In ihrem Partyversand gibt es nun entsprechende Produkte zu kaufen wie Luftballons mit Aufschriften wie "It's a boy" und "It's a girl". Ansonsten übt sich die königliche Familie aber beispielhaft vorbildlich in "sang froid", Gelassenheit.

Prinz William spielte am Wochenende noch Polo mit seinem Bruder Harry und plauderte gelassen mit jungen Eltern. Der "Daily Telegraph" meldete, Prinz Charles und die Herzogin von Cornwall hätten bei ihrer derzeitigen Reise durch Cornwall "keine Vorkehrungen für Sondertransportmöglichkeiten wie einen Hubschrauber gemacht, um nach London zurückzueilen, wenn bei der Herzogin von Cambridge die Wehen einsetzen".

Die Nichte der Queen, einst Schleierträgerin bei der Krönung und engste Freundin und Vertraute Ihrer Majestät, Margaret Rhodes, gab der aufgeregten CNN-Reporterin Christiane Amanpour bei einem Interview eine Abfuhr. Auf die Frage, ob sie schon schrecklich aufgeregt sei, sagte die 88-Jährige: "Nicht besonders. Alle haben doch Babys. Es ist wunderbar, aber kein Grund zu wilder Aufregung."

Die Queen hingegen fiebert der Geburt des Königskindes regelrecht entgegen. Aus gutem Grund. Bei einem Treffen mit Schulkindern nahe Lake Windermere wurde sie am Mittwoch gefragt, ob sie sich einen Buben oder ein Mädchen als neuen Urenkel wünsche. Queen Elizabeth II. antwortete: "Mir ist es gleich. Aber ich hoffe, es kommt bald. Ich gehe auf Urlaub."