Wenn der Truthahn gegessen ist und Plumpudding mit Brandybutter gereicht wird, versammeln sich die Briten am Christtag um 15 Uhr um den Fernseher, um die Weihnachtsansprache der Queen anzuhören. Einige, so behauptet jedenfalls Queen Biograf Andrew Marr, verfolgen die Ansprache sogar stehend.

Die ursprüngliche Idee zur Rede des Monarchen zu Weihnachten hatte 1932 Sir John Reith, der Gründervater der BBC, die damals noch Empire Service hieß. Zunächst unsicher, ob man das neue Medium Radio in dieser Art nutzen kann, wurde King George V. beruhigt, und er machte mit. Sie wurde auf 15 Uhr gesetzt, weil dann über Kurzwellen die größtmögliche Zahl von Ländern des Empire erreicht werden konnte.

"Allen Männern und Frauen, so abgeschnitten von Schnee, Wüste oder dem Meer, dass nur Stimmen aus der Luft sie erreichen können: allen, abgeschnitten vom vollen Leben durch Blindheit, Krankheit oder Gebrechlichkeit, denen die diesen Tag mit ihren Kindern und Enkeln feiern, allen - jedem Einzelnen - wünsche ich frohe Weihnachten und Gott segne Sie!", sagte der damalige König. Die simple, aber herzliche Botschaft machte auf die rund 20 Millionen Zuhörer einen gewaltigen Eindruck und George V. hielt bis zu seinem Tod 1936 jedesmal zu Weihnachten eine Radio-Ansprache.

The Queen's Speech

"Ich spreche zu Ihnen aus meinem eigenen Heim, wo ich mit meiner Familie Weihnachten feiere", sagte die junge Elizabeth 1953 bei ihrer ersten Weihnachtsansprache live im Radio.

Als Kind hatte sie miterlebt, wie ihr Vater, der Stotterer, sich am 25. Dezember in Sandringham mit diesen Ansprachen quälte. 1957 sprach sie zum ersten Mal live im Fernsehen und sagte: "Auch meine Familie versammelt sich oft vor dem Fernsehen, wie in diesem Moment."

Heute wird die Ansprache aufgezeichnet. Doch trotz ihres hohen Alters, 86, geht die Queen mit dem Zeigeist: Den diesjährigen Weihnachtsgruß wird es auch als 3D-Version geben.

Immer wieder spricht die Queen Themen der Zeit an: 1966 etwa die Rolle der Frauen in der Gesellschaft, 1983 die neue Computertechnologie. Berühmt wurde die Ansprache aus dem Jahr 1992, einen Monat nach dem Brand von Schloss Windsor und Wochen, nachdem die Trennung von Prinz Charles und Prinzessin Diana bekannt wurde. Die bis zum 25. unter Verschluss gehaltene Ansprache wurde damals sogar zwei Tage vor Weihnachten in der "Sun" abgedruckt. "Wie viele Familien haben auch wir in diesem Jahr schwere Zeiten durchlebt. Aber Weihnachten ist bestimmt der rechte Moment, das hinter uns zu bringen", sagte die Queen. Sie nannte 1992 ihr Schreckensjahr, ihr "annus horribilis". Das heurige Jubiläumsjahr war für sie im Grunde ein "annus mirabilis", ein Freuden- und Wunderjahr, in dem das ganze Land der Royal Family zu Füßen lag. Prinz Philip, der letztes Weihnachten wegen einer Herzattacke im Krankenhaus war, ist wieder auf den Beinen.

Philip reicht den Portwein

Er ist unverzichtbar, schon weil er nach dem Weihnachtsdinner am Heiligen Abend persönlich den Portwein ausschenkt - nur für Männer. Frauen nehmen in einem anderen Zimmer den Kaffee. Tradition und Familiensinn wird groß geschrieben, wenn in Schloss Sandringham gefeiert wird. Die Royals folgen immer noch dem Ritual, das der deutsche Ehemann Queen Victorias, Prinz Albert, im 19. Jahrhundert einführte. So werden Geschenke am Heiligen Abend ausgepackt, während die meisten Engländer erst am Morgen des 25. bescheren. Die Briten werden die Queen am Christtag aber schon frühmorgens im Fernsehen zu Gesicht bekommen, wenn sie mit dem Bentley vor dem St. Mary Magdalen Kirchlein vorfährt und Blumensträuße entgegennimmt.

Andere Royals werden den Weg vom 300 Meter entfernten Schloss traditionell zu Fuß zurücklegen.

Doch eines ist sicher: Kate, die Schwangere, wird wie immer allen die Schau stehlen. Anders als ihre Schwiegermutter Diana hat sich Kate hervorragend an das Leben in Sandringham angepasst. Diana, das Stadtkind, soll sich dort immer besonders unwohl gefühlt haben. Kate ging sogar schon mit auf die Jagd am zweiten Weihnachtsfeiertag der Briten, am 26. Dezember, dem traditionellem Jagdtag. In diesem Jahr dürfte daraus allerdings wohl nichts werden.