Der Tiroler Autor Felix Mitterer hat sich – nachdem er Mitte 2021 mit seiner Frau Agnes Beier in sein Heimatbundesland zurückgekehrt war – laut Medienberichten dazu entschieden, dieses spätestens Ende Oktober wieder zu verlassen. Der Grund: Das Land forderte auch von ihm die verpflichtende Tourismusabgabe. Daran stieß sich der Dramatiker offenbar: "Der Verfasser der 'Piefke-Saga' kann keine Tourismusabgabe zahlen." Der Tourismus sollte der Kunst etwas zahlen, nicht umgekehrt.

Zuvor hatte er laut "Tiroler Tageszeitung" (Mittwochsausgabe) den Kontakt zu Landeshauptmann Günther Platter gesucht und um Vermittlung von Kulturlandesrätin Beate Palfrader gebeten. Eine vom Landeshauptmann offenbar in Aussicht gestellte "Tiroler Lösung" – dem Vernehmen nach stand im Raum, dass ihm die Abgabe erstattet werden könnte – lehnte Mitterer ab. "Es geht nicht ums Geld, es geht mir ums Prinzip", so der 74-jährige Schriftsteller, der "seinen Lebensabend" in der Bezirkshauptstadt Schwaz verbringen wollte. "Egal, ob die Abgabe nun 100 Euro oder 30 Cent beträgt – ich werde das nicht zahlen", stellte er klar.

Ihre Wohnung soll bereits gekündigt sein 

Die Post der Tourismusabteilung des Landes Tirol hatte den Dramatiker im März erreicht. Er wurde darin aufgefordert, seine Umsätze seit 2019 anzugeben – und jene für 2022 zu schätzen. Auf Grundlage dieser Angaben sollten die "Pflichtbeiträge nach dem Tiroler Tourismusgesetz" erhoben werden, die Mitterer zu entrichten habe.

Gerhard Föger, Leiter Tourismusabteilung des Landes, sagte der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung" (Mittwochsausgabe), Mitterer habe schriftlich wissen lassen, dass die betreffenden Umsätze gänzlich außerhalb Tirols erzielt worden seien. Daraufhin sei er davon in Kenntnis gesetzt worden, dass die genannten Jahre beitragsfrei seien und keine Vorschreibung erfolgen werde. Somit sei die Angelegenheit positiv erledigt.

Medienberichten zufolge hatten Mitterer und Beier ihre Wohnung in Schwaz jedoch bereits gekündigt. Wohin sie ziehen werden, sei noch unklar. Vermutlich könnte es die beiden nach Nieder- oder Oberösterreich verschlagen – in die Nähe ihrer beiden Töchter.

Nicht der erste, der sich daran stört

Die "Piefke Sage", ein satirischer Fernsehmehrteiler über die Untiefen des touristischen Treibens in Tirol, machte Mitterer Anfang der 1990er-Jahre weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Obwohl das Werk mit der gewinnorientierten Gastfreundlichkeit in den hiesigen Hotelhochburgen hart ins Gericht ging, entwickelte sie sich zur unbezahlbaren Tirol-Werbung. "Ich habe damals Briefe aus ganz Deutschland gekriegt, die sich nach der Lage des fiktiven Dorfes Lahnenberg erkundigten", erinnerte sich Mitterer und unterstrich: "Ich habe mit meinem Gesamtwerk wohl genug Werbung für Tirol gemacht."

Felix Mitterer ist nicht der erste Tiroler Kulturschaffende, der sich an der verpflichtenden Tourismusabgabe stört. Widerstand gegen den seit 1927 eingehobenen Pflichtbeitrag hatte etwa auch der Komponist Werner Pirchner geübt. Letztlich hatte in diesem Fall vor gut 30 Jahren eine Intervention des damaligen Landeshauptmanns Wendelin Weingartner eine Zwangsvollstreckung verhindert.

Mitterers Abwanderung rief am Mittwoch auch NEOS-Landessprecher
Dominik Oberhofer, der sich als pinker Spitzenkandidat wenige Wochen
vor der Landtagswahl am 25. September im Wahlkampf befindet, auf den
Plan. Er forderte ein Aus der Tourismusabgabe. Diese sei "längst
überholt und kann nicht gerecht aufgesetzt werden", so seine
Argumentation. "Während selbst Kulturschaffende mit der Abgabe
belastet werden, zahlen die großen Hauptprofiteure des Tiroler
Tourismus wie booking.com, airbnb oder Expedia keinen Cent", meinte
Oberhofer.

Für alle oder niemanden

Die Regierungspartei Grüne stießen sich indes - in Person des
Kultur- und Tourismussprechers LAbg. Georg Kaltschmid - an der
Ankündigung Platters bezüglich einer "Tiroler Lösung". Kaltschmid
erteilte einer möglichen "Bevorzugung" eine Absage: Die
Tourismusabgabe müsse "für alle oder für niemanden gelten", so der
Landtagsabgeordnete. Anstatt einer, wie von den NEOS geforderten,
Abschaffung trat seine Partei für eine "Ökologisierung" ebendieser
ein. "Eine ökologische Zweckbindung der Mittel und ein Anreizsystem
durch Verminderung der Beitragshöhe für nachhaltige Betriebe wäre
höchst an der Zeit. Eine Abgabe sollte einen Lenkungseffekt haben.
Derzeit tut sie das nicht", legte Kaltschmid die Gründe dar.

Die oppositionelle Liste Fritz zeigte Verständnis für Mitterer.
Dieser habe "Recht, wenn er die Tourismusabgabe nicht bezahlen
will", meinte Klubobmann Markus Sint. "Wie ihm geht es vielen
Unternehmern im Land, die nicht direkt und unmittelbar vom Tourismus
profitieren, aber ihn finanzieren müssen. Für uns als Liste Fritz
ist daher klar, die Tourismusabgabe gehört reformiert. Die
Tourismusabgabe des Landes hat sich seit ihrer Einführung 1927
völlig verselbstständigt und ist inzwischen hochgradig unsozial und
ungerecht", so Sint in einer Aussendung. Nur jene Branchen, die
"wirklich vom Tourismus direkt und unmittelbar profitieren", sollten
die Abgabe bezahlen müssen.

Auch die IG Autorinnen und Autoren meldete sich zur Causa zu
Wort. Es sei hoch an der Zeit, aus der Tourismusabgabe von Künstlern
eine Tourismusabgabe für Künstler zu machen, erklärte IG-Chef
Gerhard Ruiss. Vielleicht am einfachsten dadurch, dass die
Tourismusabgabe für Kunst und Kultur zweckgewidmet werde. "Dass mit
Felix Mitterer selbst noch der Autor zur Tourismusabgabe etwas
beitragen soll, der mit seiner 'Piefke-Saga' die mit der
Tourismusabgabe finanzierten Auswüchse des Tourismus angeprangert
hat, ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten", wunderte sich
Ruiss.