"Ich weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll", sagt Kiley Minogue (51) über ihren Legenden-Platz beim Glastonbury-Festival. "Ich nehm' das einfach mit. Aber es ist natürlich etwas komisch, wenn man sich selbst so bezeichnet." Legende oder nicht - die Karriere des Popstars ist ansehnlich.

"Ich bin wandlungsfähig"

"Mein Vorteil ist, dass ich Veränderung mag", sagt Minogue gut gelaunt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. 1987 stürmte sie mit ihrer Single "I Should Be So Lucky" weltweit die Hitparaden, seit dem hat sich die Australierin mehrfach neu erfunden. "Ich bin wandlungsfähig", sagt sie. Daran erinnert die Sängerin auf ihrem am Freitag (28. Juni) erscheinenden neuen Album "Step Back In Time", einer Sammlung alter Singles, das zudem den neuen Song "New York City" enthält.

Über eine unschuldigere Zeit

Mit "Locomotion" und den Songs des als Hitfabrik bekannten Labels PWL der Produzenten Stock, Aitken und Waterman ging es für die ehemalige Seifenopern-Darstellerin ("Neighbours"), die heute nur noch ab und zu als Schauspielerin aktiv ist, los. "Meine ersten vier Alben mit PWL waren Hit auf Hit, ich kannte das nicht anders", erinnert sich Minogue an diese "absolut goldene Zeit" mit Erfolgssingles wie "Especially For You" oder "Better The Devil You Know". Die launigen und albernen Musikvideos aus dieser Zeit, wirken heute fast unschuldig. War es eine unschuldigere Zeit? "Für mich auf jeden Fall. Ich war ja erst 19 oder 20." Irgendwann habe sie aber nicht mehr "das nette Mädchen" sein wollen. "Ich wollte was Anderes machen. Das ist ja ein Teil des Erwachsenwerdens, man probiert neue Dinge aus", erzählte die heute 51-Jährige.

Sich lossagen

Auf der Suche nach mehr Unabhängigkeit wechselte sie das Label. Sie wollte mehr zum Songwriting beitragen. In den 90er Jahren entfernte sie sich dann  vom fröhlichen Pop, experimentierte und sorgte mit überraschend düsteren Songs und Musikvideos für Aufsehen. "Confide In Me" oder das Duett "Where The Wild Roses Grow" mit Nick Cave and the Bad Seeds zeigten eine neue Seite der Sängerin. Ihr experimentelles Album "Impossible Princess" gefiel zwar Kritikern, fand in den Hitparaden aber eher weniger Beachtung. Um 2000 kehrte Minogue zum bekannten Kylie-Pop zurück. Sie etablierte sich als moderne Disco-Queen mit Songs wie "Spinning Around", "Your Disco Needs You" und ihrer bis heute erfolgreichsten Single, "Can't Get You Out Of My Head". Mit Robbie Williams sang sie das Duett "Kids". Es folgten weitere Hitsingles.

Solidarisch mit LGBTQ-Szene

In den vergangenen Jahren blieben die großen Charterfolge zwar aus, aber Minogue füllte weiterhin die großen Hallen und trat obendrein mehrfach bei Geburtstagsfeiern von Queen Elizabeth II. (93) auf. "Das ist immer aufregend", schwärmt sie. "Und ich bin sowieso ein Superfan von ihr."  Seit vielen Jahren gilt Kylie Minogue auch als Ikone der LGBTQ-Szene. "Ich bin stolz darauf, dass es schon so war, bevor die großen Firmen das zu Marketingzwecken entdeckt haben", betont sie. "Das ist eine natürliche Allianz. Ich bin so erzogen worden, dass ich niemals die sexuelle Ausrichtung eines Menschen infrage stellen würde oder wie er sein Leben leben möchte."

Herzensangelegenheit "Glasto"

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Der Auftritt beim "Glasto" ist für Minogue übrigens eine besondere Herzensangelegenheit. "Das wird sehr emotional", sagt sie. 2005 hatte sie ihren geplanten Auftritt bei dem Festival absagen müssen, weil bei ihr kurz vorher Brustkrebs diagnostiziert worden war. "Ich dachte, die Chance hätte ich verpasst. Ich bin so froh, dass es jetzt klappt", sagt sie. "Es war ein langer Weg, und es gab ein paar Hindernisse. Aber zum Legenden-Slot beim Glastonbury-Festival führt eben keine Schnellstraße."

Auszeit von Sozialen Medien

Minogue nimmt sich übrigens ab und zu eine Auszeit von sozialen Medien. "Es gibt Phasen, da befasse ich mich überhaupt nicht damit, und das ist großartig", sagte die australische Sängerin der Deutschen Presse-Agentur. Nicht nur im Internet gingen ihr Kritik und negative Kommentare nahe.

"Mich hat das immer getroffen. Ich wünschte, ich wäre so gefestigt, dass mich das einfach nicht kümmert", berichtete Minogue. "Aber ich glaube, wenn sie ehrlich sind, werden die meisten Künstler zugeben, dass es sie nicht kalt lässt."

Durch das Internet habe sich vieles verändert, glaubt Minogue. "Es ist heutzutage anders, weil wir das alles (im Internet) sehen können", sagte die 51-Jährige, die 1987 mit "I Should Be So Lucky" ihren Durchbruch als Sängerin erlebte. "Vielleicht haben die Leute solche Dinge früher auch gesagt, aber wir haben davon nichts mitbekommen. Allerdings hab ich mich gefragt, ob sie diese Dinge wirklich gesagt haben, oder ob sie heute mehr Kritik äußern, weil sie ein Publikum haben."

Kritische Stimmen gehören für Minogue aber im Musikgeschäft dazu. "Man investiert viel und dann muss man sehen, wie es ankommt", sagte sie. "Läuft es mal nicht so, wie man gehofft hat, muss man das aushalten. Wenn die Leute glauben, dass es nur ein langer Urlaub ist, dann liegen sie falsch."