Der Schauspieler Mario Adorf (88) hat mit seiner Rolle als Schurke Santer im Film "Winnetou" gehadert. "Ich fand die Rolle uninteressant: einen Bösewicht ohne jeden Hintergrund, ohne jede Motivation, der einfach nur rumballert", sagte Adorf dem "Münchner Merkur".

"Ich wollte 'Winnetou' eigentlich absagen." Letztlich habe ihn aber ein Kritiker überredet, doch zuzusagen. Der habe gesagt: "Herr Adorf, das müssen Sie spielen. Karl May ist deutsches Kulturgut." Auf seine Karriere hat sich die Rolle den Gangsters neben "Winnetou" Pierre Brice und "Old Shatterhand" Lex Barker jedenfalls nicht negativ ausgewirkt: Adorf spielte später in internationalen Produktionen wie "Spione unter sich" oder "Die Blechtrommel" oder "Fräulein Smillas Gesprü für Schnee". Dennoch hat ihn "Santer" lange nicht losgelassen. Noch Jahrzehnte später, im Jahr 2013, berichtete Adorf, dass ihn Menschen immer noch  auf die Rolle ansprechen und beichten, ihm diese Filmtat lange nicht verziehen zu haben.

Mario Adorf als Schurke Santer in "Winnetou I"
Mario Adorf als Schurke Santer in "Winnetou I" © Verleih

Seinen Durchbruch als Filmschauspieler hatte Adorf 1957 als brutaler Massenmörder im Film "Nachts, wenn der Teufel kam" gehabt. In der Verfilmung des Karl-May-Klassikers "Winnetou 1" von 1963 schlüpfte er dann in die Rolle des Halunken Frederick Santer, der die Schwester des beliebten Indianerhäuptlings tötete.

Adorf zählt seit langem zu den profiliertesten Filmschauspielern im deutschen Sprachraum und trat auch in Fernsehserien wie "Kir Royal", "Allein gegen die Mafia","Der große Bellheim" und "Die Affäre Semmeling" auf. 2018 übernahm er die Hauptrolle in dem ZDF-Doku-Drama "Karl Marx − der deutsche Prophet". Am 15. Mai startet der 88-Jährige seine Abschiedstournee "Zugabe". Dabei will er Geschichten aus seiner Karriere erzählen.