Höheren Mehrwertsteuern, Lohnstopp für Staatsbeschäftigte, ein Einfrieren des Kindergeldes, Pension erst ab 66 - Schatzkanzler George Osborne hat den Briten eine Rosskur verordnet. Ziel: Die Finanzmärkte zu überzeugen, dass Großbritannien trotz seines elf Prozent Defizits kein zweites Griechenland ist. Auch die Queen spart mit. Der Zuschuss, den sie für ihre Arbeit erhält, wurde im 20. Jahr in Folge bei 7,9 Millionen Pfund eingefroren. Der 39-jährige Schatzkanzler, der jüngste seit 125 Jahren, überraschte die Finanzmärkte und die Briten damit, dass er Wort hielt.

Bis 2015 will er den Haushalt konsolidieren und den strukturellen Anteil am Defizit, der auch bei einer Rückkehr zu vollem Wachstum bestehen bleibt, auf Null herunterfahren. "Wir zahlen für die Vergangenheit und planen für die Zukunft" lautete das Motto der Haushaltsrede - einer von vielen Seitenhieben auf die mangelnde Budgetdisziplin der bisherigen Labourregierung. Die Finanzmärkte waren zufrieden. "Die Konsolidierung dürfte ausreichen, die Ratingagenturen glücklich zu machen", kommentierte Alan Clarke von BNP Paribas. Das Pfund und Britische Staatsanleihen reagierten positiv.

Unter anderem wird die Mehrwertsteuer Anfang 2011 von 17,5 auf 20 Prozent erhöht - vorher, hofft Osborne, sollen die Briten noch einmal mit Einkaufen die Konjunktur anheizen. Zweitwichtigster Posten sind Einsparungen im Sozialhaushalt von 11 Milliarden Pfund.

Hart wird es für die Staatsdiener: Der angekündigte Lohnstopp im öffentlichen Dienst wird auf zwei Jahre ausgeweitet, nur die niedrigsten Gehaltsgruppen erhalten einen Zuschlag. Beamte und Staatsangestellte müssen bald auch höhere Beiträge für ihre im Vergleich zum Privatsektor generöse Altersversorgung bezahlen. Das Rentenalter wird auf 66 Jahre erhöht.

Andere Maßnahmen fallen relativ glimpflich aus: Eine Bankenabgabe soll nur zwei Milliarden Pfund bringen und nur für die größten Banken gelten. Auch die Erhöhung der Kapitalertragssteuer von 18 auf 28 Prozent ist nicht so drakonisch. Immerhin wird bewiesen, dass auch die Reichen ihr Scherflein beitragen.

Der Sparkurs wird Großbritanniens Politik für Jahre definieren. Liberaldemokraten haben sich widerstrebend hinter die Tory Wirtschaftspolitik gestellt. "Es ist das härteste, was wir je tun werden müssen", mailte Parteichef Nick Clegg seiner Fraktion. Auch die Briten scheinen hinter Osborne zu stehen - solange sie nicht den Gewerkschaften angehören, die Proteste angekündigte. 61 Prozent glauben laut einer Umfrage, dass der Sparkurs das Land auf den richtigen Weg bringt.