Leserbrief zum Leitartikel „Im Land der Elefanten“, 2. 4.

Mir geht es nicht um eine Neiddebatte oder den Vergleich mit Mindestrentnern oder alleinstehenden Müttern, es geht mir einzig um die Frage, womit man solche Gehälter rechtfertigen kann? Ein Radiomoderator hat weder die Verantwortung für Menschenleben, wie beispielsweise ein Arzt, noch für große Summen Geldes oder Personal, wie Konzernchefs. Ein Radiomoderator hat gar keine Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Er ist nur ein Sprüche klopfender Unterhalter, noch nicht einmal ein großer Künstler. Wer genehmigt also solche Gehälter und wie erklärt man diese dem Volk, das ja über die Gebühren und Steuern diesen Wahnsinn finanziert, handelt es sich doch um eine öffentlich-rechtliche Anstalt? Ich bin sehr froh über die Offenlegung und frage mich, ob ich noch Radio- und Fernsehgebühren bezahlen will, um diese Hybris zu finanzieren.
Eva Jedlicka, Klagenfurt

Video: Ihre Meinung zu den ORF-Gagen

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Privilegiensystem

ORF-Durchschnittsgehalt pro Mitarbeiter von 91.400 Euro im Jahr, Gehälter von circa einer halben Million Euro, plus Nebeneinkünfte bis zu 8.500 Euro monatlich – offensichtlich besteht beim ORF neben einer Top-Position noch ausreichend Zeit für Nebenbeschäftigungen. Der Betriebsrat kämpft gegen die Veröffentlichung der Spitzengehälter an. Man möchte doch meinen, ein Betriebsrat müsste an einem transparenten und leistungsgerechten Entlohnungssystem Interesse haben. Fehlanzeige. Nichts zu hören vom Generaldirektor, die Höhe und Berechtigung der Gagen überprüfen zu wollen. Wo bleibt die Verantwortung der Aufsichtsorgane und des Stiftungsrates? Auch hier Fehlanzeige.

Die Privatwirtschaft soll Gehälter zahlen, wie sie am freien Markt umsetzbar sind. Beim ORF hat sich über Jahre ein politisch durchdrungenes Privilegiensystem entwickelt, bei dem die ehrenwerte Gesellschaft zusammenhält, finanziert mit den Zwangsbeiträgen der Österreicher. Nein, es ist keine Neiddebatte, sondern belegbare Kritik jener, die mit ihren Zwangsbeiträgen diese Gehaltsexzesse finanzieren und Sparsamkeit im Umgang mit ihren Geldern einmahnen.
MMag. Dr. Walter Walzl, Maria Saal

Spitzenklasse?

Als öffentlich-rechtliches Unternehmen sollte der ORF von Staat finanziert und kontrolliert werden. Er hat einen Informations- und Bildungsauftrag. In einem solchen Unternehmen sollten sich die Gagen der Mitarbeiter nach den Gagen im öffentlichen Dienst für vergleichbare Verantwortlichkeiten orientieren. Anders im ORF. Hier werden Traumgagen bezahlt, ebenso gibt es hohe Pensionen, die weit über durchschnittliche Gehälter in ähnlichen privatwirtschaftlichen Berufen gezahlt werden.

Wenn man nun glaubt, dass - den Gagen entsprechend – das ORF-Programm auch der Spitzenklasse angehört, muss enttäuscht werden: Serienwiederholungen von Uralt-Sendungen, Werbeblocks von zehn und mehr Minuten zwischen Informationssendungen, und diese sich noch dazu mehrmals wiederholend am selben Sendeplatz. Man muss sich ehrlich fragen, mit welcher Berechtigung dieses Unternehmen noch eine Zwangsabgabe einheben darf, wenn man diese Menge an stereotypen Werbungen über sich ergehen lassen muss, etwa zwischen ZIB und Wetter, mehr als in manchen Privatsendern.

Es erscheint als grobe Impertinenz, dass Haushalte zu einer Zwangsabgabe verpflichtet sind, wenn dann solche überhöhten Gagen für noch dazu fragliche Leistung ausbezahlt werden. Entweder, der ORF nimmt seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag wahr, oder er finanziert sich über Werbe-Einnahmen. Dann muss aber die Haushaltsabgabe weg. Alles andere ist untragbar.
Mag. Friedrich Frauwallner, Riegersdorf

Achtung statt Neid

Ich gönne es jedem, der viel Geld verdient. Denn man muss erstens einen gut bezahlten Beruf erlernen unsich zweitens durch Leistung bestätigen. Und drittens wäre ein Arbeitnehmer ja dumm, zum vielen Geld Nein zu sagen. Den Vorwurf muss man schon dem Arbeitgeber machen.

Außerdem wird das Geld hoffentlich auch wieder ausgegeben, welches dann doch wieder unserer Wirtschaft zugutekommt. Darum: kein Neid, sondern Hochachtung vor Bestverdienern. Gerald Neuhold, Weiz

Anstoß fehlt

Eine Strukturreform braucht den Anstoß von außen. Damit ist nicht ein Kommentar, Leitartikel oder Essay zum Thema gemeint. Strukturen ändern sich, wenn sie den Marktmechanismen ausgesetzt sind. Fazit: Solange der ORF mit der Haushaltsabgabe versorgt wird, solange ändert sich am Küniglberg nichts.
Klaus Schauer, Klagenfurt

Der Unterschied

Herr Weißmann sieht also die Verpflichtung, die Mega-Gagen zu veröffentlichen, „wie viele Juristen“ (?) kritisch, weil keine andere öffentliche Organisation dazu verpflichtet ist. Dabei übersieht dieser Herr aber (wohl bewusst) die Tatsache, dass es auch keine andere öffentliche Organisation in diesem Land gibt, für die man extra und zweckgewidmet eine eigene Abgabe zahlen muss; dies noch dazu völlig ungeachtet der Frage, ob man den ORF konsumiert oder überhaupt einen Fernseher hat. Dr. Robert Wiesler, Graz 

Schlechtgemacht

Kaum dass die Gehälter für Angestellte im ORF bekannt gemacht wurden, wird in der Öffentlichkeit alles, was den ORF betrifft, schlechtgemacht. Die Rede ist vom schlechten Programm, ständigen Wiederholungen, zu vielen Experten bei Sportübertragungen, zu viel Werbung, und dazu die großzügigen Gehälter, und dass der Steuerzahler das alles finanzieren muss.

Nun ja, für die privaten Sender muss ich zwar keinen Beitrag in Geldform leisten, doch allein schon, dass es dort noch mehr Wiederholungen und alte Filme gibt, die noch dazu durch Werbeeinschaltungen ständig unterbrochen werden und dadurch oft mehr als eine Stunde länger dauern, wird von Kritikern des ORF nicht erwähnt. Auch zahllose Tratsch-Sendungen runden das Programm der Privatsender ab. Da bleibe ich lieber beim ORF und leiste mir den Beitrag von unglaublich hohen 15 Euro im Monat. Norbert Lang, Graz

Da läuft etwas schief

Wir müssen uns als Bürger fragen, ob diese Art von Überheblichkeit noch zeitgemäß ist. Der ORF als öffentlich rechtliches Medienunternehmen mit seinen Mitarbeitern (1499 Frauen und 1678 Männer) wird von der gesamten Bevölkerung über die sogenannte Haushaltsabgabe finanziert! Für mich entspricht das einer Dienstleistung, die ich jährlich mit 240 Euro begleichen muss. Sollten diese Leistungen nicht zufriedenstellend sein, gibt es keine Kündigung, sondern eine Verwaltungsstrafe bei Nichtbezahlung, ob man ein Rundfunk-Empfangsgerät besitzt oder nicht, in der Höhe von 2180 Euro.

Ein Vergleich: Der Landeshauptmann (Verantwortung über 12.000 Landesbedienstete) in Kärnten gab sein Einkommen mit 184.617 Euro jährlich bekannt. Da läuft etwas schief bei den übertriebene Einkommen des ORF, es erscheint wohl notwendig, das zu bereinigen.
Andreas Petrasko, Gallizien

Schwer erklärbar

Durch die Veröffentlichung der Gagen bekommt man auf die Debatte um einen Sparkurs des ORF eine neue Sicht. Nicht nur das aufgeblähte System der Sportübertragungen, mit zusätzlichen Kommentatoren und Experten, die Doppelmoderationen und das Programmangebot gehören reformiert, sondern auch das Gehaltsschema und die erlaubten Zuverdienste. Es ist demokratiepolitisch fragwürdig, eine öffentlich-rechtliche Institution derart agieren zu lassen und auch noch zu stützen. Die Argumentation des ORF, durch die letzten KV-Abschlüsse hätten die Mitarbeiter einen realen Einkommensverlust, wird zwar stimmen, ist aber der Öffentlichkeit schwer erklärbar und wird der Neiddiskussion keinen Abbruch tun.
Ernest Maier, Mooskirchen

Kein Neid

Wir, die Bevölkerung, werden zwangsverpflichtet, den ORF zu finanzieren. Das Programm wurde nicht besser, Wiederholungen ohne Ende. Man sieht, das Geld wird gebraucht für die hohen Löhne und für die Altersversorgung. Das hat mit Neid nichts zu tun, der ORF soll das selbst finanzieren, nicht ganz Österreich.
Klaus Hoffmann, Leoben