Mit ihrem dicken Fell, langen Rüssel und mächtigen Stoßzähnen streifte das Wollhaarmammut vor langer Zeit über weite Teile des Erdballes. Bis auf die iberische Halbinsel drang es vor und sogar in Teilen Nordamerikas fand es seinen natürlichen Lebensraum. Erst vor knapp 3.700 Jahren fand die Geschichte der Mammuts ein jähes Ende - zu einer Zeit, als die Pyramiden von Gizeh bereits über 800 Jahre alt waren.

Amerikanische Forschende wollen nun den Mammuts neues Leben einhauchen. Mit dem „De-Extinction Project“ von „Colossal Biosciences“ aus Boston sollen auch andere bereits ausgestorbene Arten wie der flugunfähige Dodo wieder auferstehen.

Forschung steht erst am Anfang

Heimische Fachleute stehen dem Projekt skeptisch gegenüber. „Es ist eine wahre Herkulesaufgabe“, betonte etwa Christian Sturmbauer Zoologe und Evolutionsforscher an der Uni Graz. „Ehrlich gesagt bin ich davon überzeugt, dass es mit einer toten Körperzelle aus verschiedenen biologischen Gründen nicht funktionieren wird“, so Sturmbauer.

Über die letzten Jahre tauchten vermehrt Überreste der Tiere an verschiedenen Stellen aus Permafrostböden auf. Oft war der Klimawandel schuld, der die Gebiete auftauen lässt, wodurch Stoßzähne und vollständig erhaltene mumifizierte Mammutbabys zum Vorschein kommen. Aus diesen Funden sammelten Fachleute große Teile des Mammut-Genoms. Diese will das Bostoner Labor mit der DNA von lebenden Elefanten reparieren und modifizieren.

„Hier spricht man von etwas, dass nicht vor einer nahen Realisierung steht“, zeigt sich auch der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Uni Wien skeptisch und betont: „Es müsste ein komplettes Genom geben, dass dann in eine der drei lebenden Elefantenarten eingepflanzt wird. Die sind aber auch nicht so nahe miteinander verwandt.“ Laut Essl sei der Versuch auch bei noch lebenden oder erst kürzlich verstorbenen Arten nicht geglückt. Als Beispiel nennt Essl den Pyrenäen-Steinbock. Dessen Überleben sollte 2003 mit der Geburt eines geklonten Steinbock-Kitzes gesichert werden. Das junge Tier verstarb jedoch nach wenigen Minuten und die Art starb zum zweiten Mal aus.

Der Mensch hat das Mammut auf dem Gewissen

Bei der Frage, ob Mammuts und Dodos in den heutigen klimatischen Bedingungen überleben könnten, sind sich Essl und Sturmbauer einig: Das aktuelle Klima und vorhandene Nahrungsquellen würden für die Urzeit-Elefanten ein wesentlich geringeres Problem darstellen als der Mensch. Klimatisch geeignete Bedingungen gäbe es noch in Nordsibirien, aber auch hier nur mehr in geringem Ausmaß.

"Die letzte Population der Wollhaarmammuts ist erst vor etwa 3.700 Jahren auf der Wrangelinsel im Arktischen Ozean ausgestorben beziehungsweise durch den Menschen ausgerottet worden", verdeutlicht Essl. Schuld waren demnach die fortgeschrittenen Jagdfähigkeiten der Menschen und eine Tierpopulation, die sich evolutionär nicht an diese Fähigkeiten anpassen konnte, wie es in Afrika der Fall war.

Ein sehr großes Ei

Ein ähnliches Schicksal ereilte um 1690 den Dodo, als der Mensch seine Heimat auf den Maskarenen-Inseln, die zu Mauritius gehören, besiedelte. Zuvor konnte der Riesenvogel ohne problematische Fressfeinde trotz Flugunfähigkeit Jahrtausende überleben. Mit dem Menschen kam auch die Gefahr für den Dodo.

Die Wiederbelebung des Riesenvogels, der übrigens zur Gattung der Tauben zählt, birgt für die Wissenschaft eine ebenso große Mammutaufgabe. Um einen Vogel klonen zu können, benötigt es nicht nur viel Forschung, sondern auch ein passendes Ei, in dem der Dodo bebrütet werden könnte. "Das Tier muss ja wachsen können. Ich kann auch keinen Strauß in einem Hühnerei aufziehen", so Sturmbauer.