Die Hochzeitssaison 2019 steht bevor. In den letzten Jahren ist dabei ein neuer Trend zu beobachten: Immer mehr Brautpaare lassen weiße Tauben frei. Was wunderschön anzusehen, ein Symbol für Liebe und Frieden ist und auch Glück bringen soll, ist leider laut der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" aus mehreren Gründen sehr problematisch.

"Was die meisten nicht wissen: Dahinter steckt leider Tierqual", sagt  Brigitte Kopetzky von "Vier Pfoten". "Wir sehen das auch der von uns geführten Eulen- und Greifvogelstation in Haringsee. Immer wieder übernimmt das EGS-Team geschwächte weiße Tauben, die offensichtlich bei Hochzeiten frei gelassen worden und danach völlig orientierungslos sind. Sie finden ihren Taubenschlag nicht mehr."

Großer Stress für die Tiere

Wer im Internet nach Anbietern für Hochzeitstauben sucht, wird schnell fündig. Kein Wunder, ist auch die Nachfrage groß. Teilweise liefern Taubenzüchter direkt, teilweise sind Firmen, die Hochzeitsplanungen übernehmen, die Vermittler. Brigitte Kopetzky: "Der Transport in kleinen Boxen, die Trennung vom Partner, der Lärm bei einer Hochzeit, das plötzliche Aufmachen der Käfige und das damit einhergehende Blenden durch plötzliches helles Licht, das Angreifen durch fremde Menschen: All das ist für die Tauben Stress."

Das Problem liegt aber bereits in der Zucht: Laut "Vier Pfoten" werden Hochzeitstauben hauptsächlich auf hübsches Aussehen und spezielles Gefieder gezüchtet: "Dabei geht oft die gute Orientierungsfähigkeit, die Tauben normalerweise haben, verloren", erklärt der Leiter der EGS Haringsee, Veterinärmediziner Hans Frey. "Wenn sie dann freigelassen werden und die Gegend nicht kennen, sind sie völlig hilflos."

Überzüchtet und orientierungslos

Das heißt, es kann sein, dass sich die Tauben nach ihrer Freilassung beim Fest nicht mehr orientieren können, nicht zu ihrem Taubenschlag zurückfinden und große Probleme haben, in der Natur zu überleben. So kann es durchaus passieren, dass sie noch bei der Hochzeit gegen eine Fensterscheibe fliegen und verenden. Oder sie kommen in ihrer Panik einer Oberleitung oder einem anderen Hindernis zu nahe. Durch ihre auffällige Färbung leuchten sie aus einem Taubenschwarm regelrecht heraus und sind deshalb bevorzugte Beute von Beutegreifern.

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