Wie man vom reinen Funktionswerkzeug zum Trend wird, hat die Daunenjacke in den letzten Jahren erfolgreich gezeigt. So trendig, dass bisweilen schräge Kombinationen zu sehen sind - unten nackte Knöchel, oben der kanadische Marken-Daunenparka, der ursprünglich für Einsätze in der Arktis konzipiert wurde. Keine Frage, wärmend sind sie, die modischen Jacken, aber die Gewinnung der kuscheligen Daunen kann einem schon das Blut in den Adern gefrieren lassen. Wie Sie die richtige Daune im Federnhaufen finden, wissen die Experten von „Vier Pfoten“.

Worauf sollten Kunden achten?

Es sollte immer hinterfragt werden, woher die Daunen kommen und ob Kontrollen die tierschutzrelevantesten Praktiken wie Lebendrupf und Stopfmast ausschließen. Mittlerweile gibt es sehr gute pflanzliche oder synthetische Textil-Alternativen. Wenn man aber doch Jacken mit tierischen Daunen kauft, greift man am besten auf Marken zurück, die mit starken Standards (z. B. RDS) zusammenarbeiten. Diese kontrollieren oftmals die ganze Lieferkette, idealerweise bis hin zum Elterntierbetrieb.

Welche Arten der Daunengewinnung gibt es?

Es gibt zwei Methoden: Totrupf - Nass- oder Trockenrupf - und dann noch Lebendrupf, auch Lebendraufen genannt. Beim Totrupf werden die Daunen und Federn von geschlachteten Tieren - Enten oder Gänsen - entfernt. Wendet man Nassrupf an, so wird das geschlachtete Tier entweder in ein Wachsbad gelassen und mit dem Wachs werden dann alle Federn ausgerissen oder das tote Tier wird oft auch nur in warmem Wasser gebadet, was die Entfernung der Federn erleichtert. Beim Trockenrupf erfolgt die Federentnahme händisch und bei trockenem Gefieder.

Und wie wird beim Lebendrupf vorgegangen?

Lebendrupf ist bei Gänsen - nicht bei Enten - in den Hauptproduktionsländern wie China, Polen, Ungarn oder Frankreich leider Standard. Die Gänse werden zwei- bis viermal in ihrem kurzen Leben von Hand gerupft. Dies geschieht im Akkord, innerhalb von fünf Stunden sind etwa 3000 Tiere kahl gerupft.

Wie darf man sich diese Prozedur vorstellen?

Die Federn werden von Hals, Rücken, Bauch und Brust gerissen. Dabei werden die Tiere teilweise schwer verletzt und die Wunden werden oft ohne Betäubung genäht. Lebendrupf ist in der EU verboten, aber die Federentnahme zum Zeitpunkt des Federwechsels, der Mauser, ist erlaubt und nennt man Lebendraufen. Theoretisch sollten dann die Federn ohne Kraftaufwand aus dem Gefieder des Tieres „herausgestrichen“ werden können. Das klappt in der Praxis jedoch nicht - nicht alle Federn eines Tieres werden zugleich locker und nicht alle Tiere eines Bestandes kommen gleichzeitig in die Mauser. Doch nicht nur die Art des Rupfens ist ein Problem. Häufig kommen Daunen auch von Stopfmast-Tieren, deren Fettleber als Gänsestopfleber auf dem Teller landet.

Wie kann man sicherstellen, dass man „gute Daunen“ kauft?

Es gibt Zertifikate und Qualitätslabels, die Sicherheit über die Herkunft der Daunen geben. Leider schließen nicht alle Tierquälerei komplett aus. Sichere Siegel müssen eine Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette bis hin zum Elterntierbetrieb gewährleisten, um Lebendrupf und Stopfmast glaubhaft auszuschließen.

Gibt es Alternativen zur Daune?

Eine der bekanntesten ist Kapok, auch „Pflanzendaune“ genannt. Sie kommt in vielen Bettwaren zum Einsatz. Dann gibt es noch PrimaLoft, eine Kunststofffaser-Marke. Das Material hat daunenähnliche Eigenschaften und wird in Schlafsäcken und Bettwaren verwendet. Weitere Alternativen sind Lyocell, Polyester und Viskose. Auch pflanzliche Füllmaterialien wie Baumwolle, Hirse, Hanf, Leinen (Flachsfasern), Tencel oder Dinkel eignen sich gut als Füllmaterial.

Gibt es „brave“ Unternehmen?

RDS listet unter anderem folgende Marken: H&M, C&A, Jack Wolfskin, Levi's und The North Face. Weitere sind hier zu finden.

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