Mit Schrecken verfolgt die Welt seit Wochen die Geschehnisse rund um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht, Europa zeigt mit Spendenaktionen, Protesten und Hilfskonvois seine Solidarität und seine Abneigung gegenüber der russischen Regierung – laut und unüberhörbar.
Doch Widerstand zeigt sich auch im Kleinen, im Subtilen, im Unscheinbaren. Mode ist seit jeher nicht nur geprägt von Zeitgeist, Kultur und Tradition, sie ist ein politisches Statement. Die Wyschywanka, eine traditionelle, ukrainische Bluse mit einzigartigen Stickmustern, wird in Zeiten des Krieges in Europa nun zum Ausdruck des Zusammenhalts. So trug Königin Letizia von Spanien vor Kurzem bei einer Veranstaltung demonstrativ das geschichtsträchtige Kleidungsstück aus der Ukraine und unterstreicht damit auf lautlose Weise Spaniens Haltung gegenüber Putins Angriffen.

Seit Jahrhunderten gehören die bestickten Blusen mit den aufwendig gestalteten Mustern zum Kulturgut der Ukrainerinnen und Ukrainer, Regionen, Städte und Familien lassen ihre Historie in die Fadenarbeit einfließen. Geometrische Formen, scharfe Farbkontraste, Ornamente, die Pflanzenarten widerspiegeln – Wyschywankas sind der Inbegriff des ukrainischen Nationalstolzes. Aus diesem Grund wurde dem Kleidungsstück auch ein eigener Feiertag gewidmet. Jedes Jahr am dritten Donnerstag im Mai wird der Wyschywanka-Tag zelebriert, 2022 ist es der 19. Mai. Aus der kleinen Idee der Studentin Lesia Voroniuk an der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz geboren, entwickelte sich der Tag seit 2006 von einem Universitätsfest zu einem nationalen Zelebrieren jahrhundertealter Kultur. Ursprünglich auch als Talisman gedacht, soll die Wyschywanka ihre Trägerinnen und Träger beschützen und ihre Geschichte erzählen.