Es ist wieder einmal typisch Zweibeiner, dass, wenn irgendetwas aus dem Rahmen fällt, im Tierreich nach Vergleichsmodellen gesucht wird. Jetzt trifft es also den Nasenbären, denn neuerdings bezeichnet man so jene Zeitgenossen, die ihren Mund-Nasen-Schutz gerne unterhalb der Nase tragen. Die einzige Gemeinsamkeit, die sich zwischen diesen beiden Spezies finden würde, ist, salopp gesagt: Auch der Nasenbär hätte damit wohl keine rechte Freude. Wobei er ein gutes Gegenargument vorzuweisen hat – seine Nase ist für ihn überlebenswichtig: „Mit der Nase, die fast ein bisschen rüsselartig ist, kommen die Bären in die feinsten Ritzen hinein, aber auch unter Steine und unter Rinde. Von dort holen sie sich Insekten, Schnecken und alles mögliche Getier“, so Martha Moritz, Zoologin im Tierpark Herberstein. Dort wohnen derzeit vier südamerikanische Nasenbärinnen (Nasua nasua), deren Lebensraum sich von Venezuela und Kolumbien bis nach Nord-Argentinien und Nord-Uruguay erstreckt.

Was die Nasenbären ebenso auszeichnet: Sie haben ein feines Näschen dafür, sich den Alltag sehr bequem zu gestalten, wie die Zoologin bestätigt: „Den ganzen lieben Tag sind sie damit beschäftigt, nach Futter zu suchen. Sie sind ständig am Herumrüsseln. Und suchen sie nicht gerade nach Futter, dann wird gerne hoch oben im Baum in einer Astgabel gedöst.“ Das ist wohl jene Eigenschaft, die sich der Zweibeiner vom Nasenbären abschauen könnte: Dolce Vita auch im Alltag.

Eine reine Frauenband
Die Nasenbären sind absolute Teamplayer, jedoch mit einer Einschränkung: Das betrifft nur die Weibchen. „Männchen werden in der Gruppe nicht geduldet, sie sind eher Einzelgänger und dürfen nur in der Paarungszeit zur Gruppe, die sich aus Weibchen mit ihren Jungtieren zusammensetzt. Hier wird alles gemeinsam gemacht, auch die Verteidigung gegen Feinde. Bei den Jungen ist es nicht so genau, wer die Mutter ist. Teilweise werden sie auch von anderen Weibchen mitgesäugt“, so Zoologin Martha Moritz.

Carpe diem!
Unter den Kleinbären, hier gehören auch die Waschbären dazu, sind die Nasenbären besonders: Sie sind nämlich vorwiegend am Tag aktiv. Sie durchstreifen den Tag über ihr Habitat, das sind unter anderem tropische Regenwälder, Savannen, aber auch Gras- und Buschland. Abends kehren sie zu ihren Schlafbäumen zurück. Dort könnten sie auf ihre Feinde treffen: Riesenschlangen. Auch Großkatzen, Greifvögel und der Mensch werden ihnen gefährlich.

70
Zentimeter ist die Obergrenze ihrer Körperlänge, dazu kommt noch der Schwanz, der zwischen 30 und 70 Zentimeter lang werden kann. Im Durchschnitt pendelt sich das Gewicht der Tiere zwischen 3,4 und 6 Kilogramm ein.

Fruchttiger und Allesfresser
Nasenbären sind Raubtiere, wobei ihr Speiseplan als Allesfresser ein Hoch auf die Vielfalt ist: Von Früchten über Insekten bis hin zu Kleintieren wird alles verputzt. Im Tierpark Herberstein ist der Obstteller immer gut gefüllt, so Martha Moritz: „Sie lieben alle Arten von Früchten. Je süßer, desto besser. Von der Banane über Weintrauben bis hin zu Apfel, Kiwi und Orange.“ Wobei die Banane ganz oben auf der Liste steht. Auch Mehlwürmer und Mäuse werden gefüttert. ADOBE STOCK