Der Unterschied könnte wohl nicht größer ausfallen – auch physisch gesehen. Nicht erst seit der Coronazeit hat Arnold Schwarzenegger seinen Babypanzer namens Hummer gegen ein Fahrrad getauscht. Und das in einer Stadt, in der es im Alltag ohne Auto kein Weiterkommen gibt und auch mit Auto, staubedingt, nur geringfügig: Los Angeles. Aber Schwarzenegger hält wacker dagegen. Der Steirer ist ein gutes Role Model in einer Entwicklung, die sich in den Industrieländern in den letzten Jahren abgezeichnet hat: Das Fahrrad wird salonfähig. Oder anders gesagt: Es wird endlich als vollwertiges Mitglied einer Gesellschaft angesehen, in der das Auto nie nur ein Fortbewegungsmittel, sondern immer auch ein Statussymbol war und vielfach noch ist.

Doch das Rad befindet sich zumindest bildlich gesehen auf der Überholspur und gleich mehrere Entwicklungen fungieren als Motor, darunter die weltweite Klimabewegung und ihr Fokus auf eine nachhaltige Verkehrspolitik, aber auch Corona war zuletzt daran beteiligt, dass vermehrt aufgesattelt wird, um das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden. Das mag vor allem für den urbanen Raum gelten, aber längst hat eine Erfindung den Aktionsradius eines Fahrrades enorm erweitert und die Beliebtheit des Drahtesels so enorm gesteigert: das E-Bike. Um das zu unterstreichen, genügt ein Blick auf die Branche der Vorreiter: In Berlin haben die Gründer der Musikplattform Soundcloud eine Firma gegründet, die E-Bikes im Abo vermietet – zum Einstiegspreis für 59 Euro. Hier ist man also schon einen Schritt weiter und denkt E-Bikes längst nicht mehr nur als Freizeitspaß.

E-Bike ist nicht gleich E-Bike

Wobei hier ein Abstecher nottut, denn man hat das Rad zwar nicht neu erfunden, aber mit einem Motor erweitert. Aber nicht alles, was landläufig als E-Bike bezeichnet wird, ist auch eines: Die meisten „E-Bikes“ sind ein Pedelec (Pedal Electric Cycle). Man muss in die Pedale treten, damit der Motor den Lenker bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt. Diese Räder sind einem normalen Fahrrad gleichgestellt. Ein richtiges E-Bike fährt auch ganz ohne Muskelkraft.

Nicht jedes Rad mit Motor ist ein echtes E-Bike
Nicht jedes Rad mit Motor ist ein echtes E-Bike © (c) ARochau - stock.adobe.com (Alexander Rochau)

Dass Elektro-Fahrräder mehr als nur ein Spleen sind, zeigen schon die Zahlen in Österreich: „2019 waren schon mehr als ein Drittel aller verkauften Fahrräder mit Elektromotor ausgestattet. 45 Prozent davon waren sogar E-Mountainbikes“, so Ellen Dehnert vom ÖAMTC. Denn die Räder ermöglichen nicht nur weitere Strecken zu ebener Erd, sondern auch ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten in luftige Höhen – auch für jene, die dem klassischen Drahtesel womöglich schon längst Adieu gesagt haben. Gerade bei Senioren sind Elektro-Fahrräder besonders beliebt, weil sie den eigenen Aktionsradius auch ohne Auto enorm ausweiten. Doch kein Segen ohne Fluch, wie Fahrradtrainerin Dehnert aus Erfahrung weiß: „Für Senioren eröffnet sich ein neues Feld der Bewegung an der frischen Luft und der Vermeidung von Autofahrten. Doch eines muss gesagt werden: Das Elektro-Fahrrad gleicht zwar konditionelle Schwächen aus, aber keine fahrerischen Schwächen.“ Nicht selten wird die eigene Geschwindigkeit unterschätzt, das führt zu gefährlichen Situationen.

Aus diesem Grund hat nicht nur der ÖAMTC bereits Einsteigerkurse für das E-Bike im Programm. Denn es gilt, einiges zu beachten, so die Expertin, darunter etwa das größere Gewicht des Rades, dass das Fahren von Kurven mit höherer Geschwindigkeit auch eine größere Herausforderung ist, und mitunter können auch die sehr leistungsfähigen Bremsen gewöhnungsbedürftig sein. „Auch das Anfahren und Anhalten ist manchmal eine Zitterpartie“, so Ellen Dehnert. Das alles spricht nicht gegen ein Elektro-Fahrrad, sondern für eine aufmerksame Kennenlernphase. Das gilt auch beim Kauf eines Elektro-Fahrrades, so die Expertin: „Sich im Fachhandel beraten lassen und nicht nur von äußerlichen Dingen wie Motorleistung, Akkukapazität und Fahrradrahmenfarbe leiten lassen. Und ganz wichtig: unbedingt Probe fahren!“

Radfahren boomt
Radfahren boomt © (c) Gorilla - stock.adobe.com

Eine Ode an das Fahrrad:

E-Biker sind die mit dem glücklichen Gesicht (Daniela Bachal)

In zwei Tagen mit dem Rad ganz entspannt von Tarvis nach Grado oder eine kleine Hügeltour in der Südsteiermark – faktisch aus dem Stand, ohne Training und besonderen Sportsgeist. Ein E-Bike macht’s möglich. Wer jetzt die Nase rümpft, weil das kein echtes Radfahren ist, der hat noch nie die Gesichter von Radfahrern studiert: Die E-Biker sind die mit dem glücklichen Gesichtsausdruck. Immer. Na ja, fast. Wer mit Turbobooster auf den Berg fährt, schockiert bemerkt, wie die Kilometerleistung des Akkus dahinschmilzt, und deshalb auf halber Höhe den Motor abschaltet, um „Saft“ für die Heimfahrt zu sparen, weiß, dass ein 25-Kilo-Rad samt Antriebswiderstand nicht mehr zu „datreten“ ist – und schieben ist auch keine echte Alternative. Heute weiß ich: Wo eine Steigung ist, gibt’s verlässlich auch ein Gefälle, und der Akku reicht noch locker für die Heimfahrt.

Ein Stück Freiheit auf dem Mountainbike (Wolfgang Fercher)

Die Tropfen von der Stirn verwandeln sich in einen reißenden Wildbach. Ähnlich jenem, der im Graben rauscht. Das Ausweichen größerer Steine auf dem steilen Schotterweg wird zur Balanceübung. Die Pulsfrequenz ist vom aeroben Bereich längst weit entfernt. Die Mimik mäandert zwischen Zähnezusammenbeißen und einem glücklichen Grinsen. Losfahren, um ein Stück Freiheit zu genießen – allein mit sich selbst und dem Blick in bunte Wälder oder über kitschige Almwiesen. Nach einigen Hundert Höhenmetern wird die Anstrengung zur Routine. Das gleichmäßige, fokussierte Treten entfaltet meditative Wirkung. Das Ziel naht: der Aussichtspunkt, die Hütte, der Berggipfel. Nach der verdienten Pause wartet des Abenteuers zweiter Teil. Aber Vorsicht: So ein Schlüsselbein ist schnell gebrochen.

Über Geschwindigkeit sind wir erhaben (Susanne Rakowitz)

Für hektische Radler, die uns mit „Schneller, schneller“-Rufen aus dem Weg scheuchen wollen, haben wir nur ein müdes Lächeln übrig. Wer mit einem Waffenrad ein Team bildet, ist über solche Geschwindigkeitsbanalitäten erhaben. Cruisen liegt in seiner DNA, bei gleichzeitiger Einhaltung höchstmöglicher Eleganz. Vergleiche mit einem Lipizzaner sind zulässig. Wobei man eines sagen muss: Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an unausgesprochenen Wettfahrten auf Radwegen, wohl wissend, dass in jedem Waffenrad auch ein Rennpferd steckt. Wir lassen die anderen glühen, schimpfen, hektisch klingeln und außer Atem kommen. Aber von den anderen abhängen lassen wir uns nicht, denn einem Oldtimer ist eine Erkenntnis eingeschrieben: Der Zeit kann niemand davonfahren.