Es ist die extremste Form des Intervallfastens: Gut sechs Monate fressen Murmeltiere nichts. Gar nichts. Weil schon im Herbst der Nährstoffgehalt der hochalpinen Pflanzen so abnimmt, dass die Nahrungsaufnahme mehr Energie kostet, als sie bringt, verbringen sie die kalte Jahreszeit zwischen Oktober und März ruhend. Ihr Stoffwechsel wird währenddessen auf ein Hundertstel des Normalbetriebs heruntergefahren, sogar Organe bilden sich zurück. Erst dieser Tage, wenn auf den Graslandschaften zwischen 1000 und 3000 Meter Seehöhe die Schneedecke langsam schmilzt, klettern die possierlichen Nager zurück ans Tageslicht.

Dieser Lifestyle hat den in Großfamilien lebenden Tieren das Überleben gesichert: Gegenüber Jagdfeinden, weil die Hälfte des Jahres unsichtbar für Füchse oder Adler; gegenüber der klirrenden Winterkälte, weil es in den bis zu sieben Meter tiefen, weit verzweigten Höhlenbauten nie friert. So haben sie sich seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren eigentlich nicht verändert. Dickes Fell, nachwachsende Schneidezähne, kräftige Vorderpfoten, schrille Alarmrufe (keine Pfiffe!), geringe genetische Vielfalt. Nur Wärme mögen die aus waldlosen Kaltsteppen stammenden Tiere nicht, weshalb jetzt ein übermächtiger Feind ihren Lebensraum einengt: der Klimawandel.

Großfamilie

Innerhalb einer Gruppe (bis zu 20 Tiere) sind alle verwandt. Mehrere Männchen pflanzen sich mit dem Alphaweibchen fort. Die Jungtiere kommen mit 30 Gramm, blind und nackt zur Welt. Mit drei Jahren sind sie ausgewachsen, bis zu 60 Zentimeter groß und sechs Kilogramm schwer.

Aufwärmphase

Alle zwei Wochen unterbrechen die Murmeltiere ihren „Winterschlaf“ und wärmen sich auf 35 Grad auf. Wirklich wach sind sie dabei nicht. Gehirnstrommessungen haben ergeben, dass sie in dieser Wärmephase erst richtig schlafen.

2 Grad

So weit können Murmeltiere die Körpertemperatur während ihres Winterschlafs abkühlen. Der Herzschlag reduziert sich auf 4 bis 6 Schläge pro Minute. Wobei "Schlaf" eigentlich falsch ist: Medizinisch gelten sie in dieser Zeit als hirntot.