Liebe laute Großfamilie!

Weil laut, das sind wir. Ist ja auch kein Wunder: Eltern, fünf Kinder samt Partnern und dem Nachwuchs. 22 große und kleine Menschen sitzen normalerweise am Ostersonntag um den Mittagstisch, reden durcheinander, lachen und haben sich viel zu erzählen. Vorher wird gemeinsam gekocht und, weil du, Mutti, drauf bestehst, dabei der Gottesdienst gestreamt, den die Pfarre Hartberg schon seit vielen Jahren überträgt. Nicht, dass wir viel mitbekommen, aber Traditionen müssen aufrechterhalten bleiben. Wie der Eierlikör und der Nussschnaps nach dem Mittagessen und der gemeinsame Osterspaziergang zu den Feldern, die schon lange verpachtet sind, aber trotzdem immer noch ein aus Palmzweigen gebundenes Kreuzerl bekommen.

Und dann das gemeinsame Eierscheiben – ein Brauch, den man in Kärnten, so scheint’s, kaum kennt. Zumindest schauen mich alle groß an, wenn ich davon erzähle, dass wir eine Holzrinne aufstellen und nacheinander die Eier hinunterpurzeln lassen – wenn man ein Ei erwischt, scheidet dessen Besitzer aus. Klein und Groß machen fröhlich mit, und besonders lustig wird es, wenn man in der fünften Runde schon nur mehr mit dem Dotter antreten kann. Wir haben das schon im Schneematsch und bei Nieselregen gemacht – heuer wäre perfektes Wetter angesagt. Was soll’s. Alle werden mit ihren Kleinfamilien feiern, weil halt nicht sein kann, was nicht sein darf. Es wird ruhiger sein, es wird weniger Eierlikör fließen, aber wir alle werden uns auf das nächste Jahr freuen, weil: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir alle beisammen sind.

Aber sehen werden wir uns, wenn auch nur per Video. Denn zu den schönen Dingen dieser seltsamen Zeiten gehört die mittlerweile tägliche Videokonferenz von Klagenfurt über Graz bis nach Hartberg: Alle erzählen sich, wie sie den Tag verbracht haben. Und alle werden wieder durcheinanderreden und es wird zumindest ein bisschen sein wie ein normaler Ostersonntag. Darauf freue ich mich! Bis heute Abend!

Eure Marianne