Seit jeher übt der Großglockner eine magische Anziehungskraft aus. Er ist mit 3798 Metern der höchste Gipfel in Österreich und liegt im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern. Wer den Berg in seiner gesamten Vielfalt erleben möchte, der folgt der ebenso anspruchsvollen wie beeindruckenden Glockner-Runde, einer spektakulären Trekkingroute mit sieben Tagesetappen.

Gut markierte Wege führen über saftig grüne Almen, vorbei an sprudelnden Bächen und durch eine über Jahrhunderte gepflegte, bergbäuerliche Kulturlandschaft, die in dieser Form einzigartig ist. Natürlich geht es auch hinauf in die vergletscherte Hochgebirgslandschaft mit atemberaubenden Ausblicken auf kühne Gipfel und schwindelerregenden Graten.

Die Runde um die Großglockner
Die Runde um die Großglockner © KLZ/Infografik

Dennoch wurde bei der Planung der Strecke darauf geachtet, dass keine Gletscher zu überqueren oder Felspassagen mit Seil zu klettern sind. Mit guter Kondition für Tagesstrecken von sechs bis acht Stunden sowie Trittsicherheit und alpiner Erfahrung ist die Route mit normaler Wanderausrüstung gut zu schaffen. Grödeln oder Steigeisen sollten aber jedenfalls im Rucksack sein, um steile Altschneefelder sicher queren zu können. Zur Orientierung ist die Broschüre „Glocknerrunde“ vom Alpenverein sehr hilfreich.

Egal wo man in die Glockner-Runde einsteigt, der Schönheiten des Nationalparks Hohe Tauern wird man allerorts ansichtig. Das 1981 gegründete Schutzgebiet erstreckt sich über die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol und ist mit 1836 km2 das größte im Alpenraum. Zwischen 15.000 und 20.000 Tierarten leben hier ebenso wie 3500 verschiedene Pflanzen. Es gibt 342 Gletscher und rund 300 Dreitausender. Imposante Zahlen, die im Schatten der eigenen Erlebnisse beinahe verblassen. Am Himmel zieht ein Bartgeier selbstvergessen auf der Jagd nach Beute seine Runden. In den Felswänden hallen die schrillen Pfiffe einer neugierig spähenden Murmeltierfamilie wider.

Das Kaiserkreuz am Gipfel des Großglockners
Das Kaiserkreuz am Gipfel des Großglockners © Herbert Raffalt

Tag 1: Wir starten unser Abenteuer im Bergsteigerdorf Kals in Osttirol. Vom Ortszentrum führt die Wanderung entlang der Dorfstraße hinunter zum Ködnitzbach. Dort schwenken wir nach links und folgen der Markierung taleinwärts Richtung Lesachriegel. Steil führt der schmale Steig hinauf zur Glorergartenalm. Nächstes Ziel ist die Tschadinalm und über den Peischlachbach steigen wir entlang der linken Hangseite auf zum Peischlachtörl (2480 m).

Nun geht es in leichtem Bergauf-Bergab durch eine Blocklandschaft bis zur Glorer Hütte (2651 m) und nach einer ausgiebigen Rast weiter bis zur Abzweigung ins Glatzbachtal. Hier erblicken wir erstmals den Großglockner. Über Almmatten steigen wir hinauf zur Glatzschneid. Nun folgt ein mit Seilen abgesicherter Steig hinunter in das Nassfeld und in einem weiten Rechtsbogen geht es hinauf zur Salmhütte (2638 m).

Audienz beim König der österreichischen Bergwelt
Audienz beim König der österreichischen Bergwelt © Herbert Raffalt

Tag 2: Über blühende Grasmatten führt der Wiener Höhenweg von der Hütte unter den Flanken des Schwertecks entlang zur Stockerscharte (2501 m). Wer genau hinschaut, wird am Wegesrand Edelweiß und Enzian entdecken. Gleich hinter der Stockerscharte erblicken wir die Pasterze, den Glockner und den Johannisberg. In engen Kurven geht es hinunter zum Margaritzenstausee, über die Staumauern hinweg erwartet uns ein kurzer Gegenanstieg, der uns zum Glocknerhaus an der Hochalpenstraße bringt. Nur eine Kehre höher endet die Straße an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.

Ja, schon der Monarch konnte dem Lockruf dieser archaischen Gebirgslandschaft nicht widerstehen und reiste im Jahr 1856 nach Heiligenblut. Der 26-jährige Regent wünschte die Pasterze zu sehen. Höchstpersönlich wanderte er samt Gefolge die 1100 Höhenmeter hinauf bis zu jener Anhöhe, die noch heute seinen Namen trägt und Menschen von überall zum Staunen bringt.

Das Glocknerhaus an der Hochalpenstraße
Das Glocknerhaus an der Hochalpenstraße © Herbert Raffalt

Tag 3: Vom Glocknerhaus führt der Weg weiter in östlicher Richtung zu einem kleinen Bergsee und auf die Pfandlscharte. Von hier geht es weit hinunter zur Trauneralm und weiter in den Talboden des Ferleitentals. Entlang der Fuscher Ache ist der Weg dann flach bis zum Gasthaus Tauernhaus in Fusch/Ferleiten, dem Etappenziel des dritten Tages.

Tag 4: Vom Ortszentrum in Fusch wandern wir in südwestlicher Richtung ins Hirzbachtal, wo der lange und steile Aufstieg zur Hirzbachalm beginnt. Anschließend geht es in weiteren Kehren bergauf bis zur schön gelegenen Gleiwitzer Hütte (2174 m).

Wir wandern weiter in nördlicher Richtung zu einer Weggabelung, halten uns dort links zur Brandlscharte (2371 m) mit herrlichem Blick auf den Brandlsee. Über den Rosskopf geht es dann zur Harleitenalm, dann über eine blumenübersäte Bergwiese hinunter zum Parkplatz der Gletscherbahnen Kaprun (911 m). Von hier nimmt man am besten den Bus zum Alpenhaus Kesselfall.

Blick vom Fuscherkarkopf auf den Großglockner
Blick vom Fuscherkarkopf auf den Großglockner © Herbert Raffalt

Tag 5: Mit dem Lärchwand-Schrägaufzug und dem Bus fährt man zum Stausee Mooserboden, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Tagesetappe. Von hier wandern wir über die Dammkrone und dann am Ufer des Stausees entlang bis zum Talschluss. Nun geht es über einen Moränenrücken hinauf bis zum Kapruner Törl, wo wir dem Steig hinunter ins Übelkar und zum Tauernmoossee folgen. Abschließend klettern wir über eine Eisenleiter zum Berghotel Rudolfshütte hinauf.

Tag 6: Der Weg führt zunächst in südlicher Richtung hinauf zum Kalser Tauern, dann kommt der steile Abstieg ins Obere Dorfertal. Beim Tauernbrünnl/Erdigen Eck liegt der Einstieg in den anspruchsvollen Silesia-Höhenweg. Gut markiert und abgesichert, geht es entlang der steilen Westflanke am Spinnevitrol vorbei bis zur Muntanitzschneid.

Vorsicht ist bei den Steilstufen geboten. Nun hinauf zum höchsten Punkt der Runde am Gradetzsattel (2826 m) und dann in das ehemalige Gletscherbecken des Gradetzkees, bevor uns nur noch ein kurzer Anstieg zum Moränenrücken von der Sudetendeutschen Hütte trennt.

Blick vom Bösen Weibele auf Kals in Osttirol
Blick vom Bösen Weibele auf Kals in Osttirol © Herbert Raffalt

Tag 7: Am letzten Tag starten wir bergab ins Stellachkar, dann über einen gesicherten Felssteig auf die Dürrenfeldscharte. Jenseits der Scharte winden sich Kehren hinunter ins Dürrenfeld. Weiter unterhalb des Tschadinhörndls geht es durch felsiges Gelände bis zum Rasensattel am Hohen Tor, danach unterhalb der steil aufragenden Blauspitze hindurch zur „Kapelle der verunglückten Bergsteiger“ und entlang der Skipisten sehen wir das Ortszentrum von Kals wieder. Mit einem Rucksack voll Erinnerungen.

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