Und plötzlich ist die Party explodiert.“ Diese Worte findet mit Ernest Hemingway Pamplonas bekanntester Ziehsohn über die Fiesta San Fermin. Der tragische Meister des lapidaren Hauptsatzes hat das Städtchen in der nordspanischen Region Navarra verehrt. Und dazu hatte er auch allen Grund. Selbst abseits der weltberühmten Stierhatz, bei der bis zu 700 Kilo schwere Bullen durch die engen Gassen der Altstadt getrieben werden, wissen die Menschen, wie man das Leben genießt.

Das beginnt für viele beim Essen. Wer Tapas mag, wird Pinchos (oder Pintxos, wenn man es gerne baskisch hält) lieben. Eine Art Tapas 2.0, denen von den jungen Köchen der Region jegliche kulinarische Grenzen gesprengt wurden. Einer von ihnen ist Inaki Andradas. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die junge Nachwuchshoffnung der Szene ihren ersten Michelin-Stern abräumt. Vielleicht auch mit österreichisch inspirierten Kreation, wie Andradas andeutet. Die Spitze der Haute Cuisine wird hier im Kleinformat erobert. Einheimische machen sich vom Plaza del Castillo (Hauptplatz) mit Familie und Freunden zum Pinchos-Rundgang auf. Bar für Bar wird besucht. Jeder zahlt eine Runde. Die Stimmung kommt automatisch. Und das wohlgemerkt noch vor Mittag- oder Abendessen.

Wunderschöne Pfade

Gereicht wird zum Imbiss Bier oder Wein. Auch schon am Vormittag. Und auch zum Vergnügen von Hemingway. Oder zum Verhängnis von Hemingway, wie Wegbegleiter behaupten würden. Der Literaturnobelpreisträger begegnet einem auf beinahe jedem Meter der Stadt. Bars sind nach ihm benannt, im Café Iruña lehnt er sogar entspannt an der Theke. Sein Konterfei ziert Gassen und Straßen. 

Das sind in Pamplona jene wunderschön verschlungenen Pfade, die mit hellen Pflastersteinen und bunten Häusern versehen weltweit ihresgleichen suchen. Selbst der mittlerweile weltberühmte Jakobsweg durchzieht die Stadt und ihre rund 200.000 Einwohner. Pilger passieren die gewaltigen zum Schutz vor den Franzosen errichteten Festungsanlagen und kommen durch das Puerta Fráncia (Frankentor) in die Altstadt von Pamplona. Erste Erleuchtung wohl schon inklusive. Auffallend viele Asiaten beschreiten den Weg Richtung Santiago de Compostela. Auch im Osten weiß man, was gut ist. Zwischenstopps in der Santa Maria Kathedrale, der San Fermin Kapelle und vor dem Rathaus und dem Navarra Palast dürfen nicht fehlen.

Kleiner Bruder und großes Fest

Nicht nur Hemingway, auch andere Weltstars haben Pamplona schon die Ehre erwiesen. Woody Allen war hier und auch Ava Gardner und Orson Welles. Zwangsläufig sind sie im Gran Hotel La Perla gelandet. Das Fünf-Sterne-Haus am Plaza del Castillo ist das traditionsreichste, was die Stadt zu bieten hat. Seit vier Generationen werden nicht nur Stars beherbergt. Der Patron ist ein Lebemann. Seine Vormittage verbringt auch er nur wenige Meter weiter im Café Iruña. Wie fast jeder hier in Pamplona und wie schon Hemingway. 237 war die Zimmernummer des 1961 verstorbenen Literaten. Das Schlafgemach ist unverändert geblieben. Buchen kann das Zimmer jeder. Nur nicht während der Fiesta San Fermin. Ein Mann aus Skandinavien hat es sich für zehn Jahre im Voraus reserviert. Kostenpunkt 2000 Euro pro Nacht. Dafür laufen dann aber auch die Stiere direkt unter dem Balkon entlang.

Gänzlich ohne Stiere kommt das San Fermin Txikito aus. Der kleine Bruder der großen Fiesta treibt ebenfalls die Massen in die Gassen. Weißes Hemd und rotes Halstuch sind Pflicht, wenn man dazugehören will. Ins Leben gerufen wurde das Fest, um das Leben zu genießen. Wie fast alles hier in Pamplona.