Wer an Kitzbühel denkt, sieht tief verschneite Winterlandschaften vor seinem geistigen Auge. Waghalsige Sprünge, halsbrecherische Linien auf der legendären Streif und die Schickeria – das übliche Bild der Gamsstadt in der weiten Welt. Dass Wasser hier in nicht gefrorener Form ebenfalls eine Rolle spielt, gleicht fast schon einem gut gehüteten Geheimnis. Dabei kann Kitzbühel mit den unterschiedlichsten Gewässern aufwarten, die in den oft heißen Sommermonaten erfrischende als auch gesunde Abkühlung bieten.

Manch einer mag von ihm schon gehört haben: dem Schwarzsee. Am Rande der Stadt, in unmittelbarer Nähe zu Reith ruht der wärmste Moorsee Tirols, eingebettet in ein wahrhaft majestätisches Panorama von Wildem Kaiser über das Kitzbüheler Horn bis zu den westlichen Ausläufern des berühmten Hahnenkamms. Zeigt sich das Wetter nicht von seiner besten Seite, macht der Schwarzsee seinem Namen alle Ehre. Doch strahlt die Sonne vom wolkenlosen Himmel, vervielfacht sich die umliegende Landschaft in der glatten grün-schwarzen Oberfläche des – zugegeben kleinen – Meeres der Kitzbüheler.

Der Schwarzsee gilt als der wärmste Moorsee Tirols und liegt zwei Kilometer von Kitzbühel entfernt
Der Schwarzsee gilt als der wärmste Moorsee Tirols und liegt zwei Kilometer von Kitzbühel entfernt © ALPINGUIN

Sein Moorgehalt macht den Schwarzsee nicht nur aufgrund seiner Wärme (die Wassertemperatur erreicht bis zu 28 Grad) zu einem beliebten Badesee. Ein paar Längen wirken sich auch positiv auf die Gesundheit aus, sind wohltuend für die Haut und entspannen Körper und Geist. Dabei kann es schon einmal vorkommen, dass hie und da ein Fisch an den Füßen kitzelt, denn die Sichtverhältnisse unter Wasser lassen sehr zu wünschen übrig – für alle Beteiligten. Vor allem nahe dem wilden Ufer des Sees, der sich auch wunderbar zu Fuß umrunden lässt, kann ein Badegast auf „unsichtbare“ Welse, Aale und Hechte treffen.

Wer kristallklares Wasser sucht, wird auf Kitzbühels Bergen fündig. Mehrere Speicherseen dienen nicht nur im Winter der Schnee-Erzeugung, sondern bieten im Sommer – ob nun als Ausflugsziel oder Zwischenstopp – leuchtend smaragdgrünes Nass in der Höhe. Während fleißige Wanderer ihre heiß gelaufenen Füße im Resterhöhe- oder im Ehrenbachhöhesee beim Kneippen kühlen können, stechen die beiden Seidlalmseen durch ihre besondere Lage auf einem kleinen Hochplateau auf rund 1350 Meter Seehöhe heraus.

Entlang der Rennstrecke Streif gelegen, wartet der höhere der beiden Seen mit einem beeindruckenden Panorama vom Brixental über den Wilden Kaiser, das Kitzbüheler Horn, die Südberge der Gamsstadt bis zum spektakulären oberen Teil der Hahnenkamm-Abfahrt (Mausefalle und Steilhang) auf. Obwohl das Baden in den Speicherseen nicht erlaubt ist, sind die beiden Seidlalmseen auch bei Einheimischen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang ein beliebtes Ausflugsziel, das auch gut mit dem (E-)Mountainbike erreicht werden kann.

Der Sintersbacher Wasserfall rauscht 85 Meter in die Tiefe
Der Sintersbacher Wasserfall rauscht 85 Meter in die Tiefe © ALPINGUIN

Reißendes Rauschen verspricht eine Wanderung zum Sintersbacher Wasserfall im rund zehn Kilometer entfernten Jochberg. Vor allem an heißen Sommertagen kann der Aufstieg durch das waldige und eng eingeschnittene Tal herrlich erfrischend sein. Zwischen mystisch anmutenden Farnen und wilden Büschen führt der mittelschwere Weg den Sintersbach entlang bergauf. Den kleinen Nachwuchswanderern macht eine Drachensage – leider ohne Happy End – auf den ersten Kilometern Lust aufs Weitergehen.

Nach ein paar Brücken, vorbei an „Stoanamandln“ und dem überraschend steilen Schlussdrittel belohnt nach rund einer Stunde Gehzeit schließlich der Blick auf den Sintersbacher Wasserfall jede Mühe. 85 Meter tief stürzen sich Schmelz- und Regenwasser lautstark die Felsen hinab. Trocken bleibt man hier übrigens nur mit einer wasserdichten Jacke – aber wer will das schon?

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