Damit sich heuer noch ein paar stille Nächte ausgehen, hat das Team des Bergdorfs Prechtlgut einen Sprint hingelegt. Erst im Frühjahr 2018 wurde mit dem Bau der luxuriösen Unterkünfte mit Almhüttenatmosphäre begonnen und bereits rechtzeitig zu den ersten Schneeflocken über Salzburg wurde am 1. Dezember aufgesperrt. In den 85 bis 150 Quadratmeter großen Chalets gegenüber den Wagrainer Grafenbergbahnen wohnt man wie einst – umgeben von Altholz, Natursteinen, Lehmputz, Loden und Leinen. „Es soll einfach ein Urlaub wie damals sein“, sagen Carina Neumann und Manuel Aster, zwei junge Gastgeber, die im Jahr 2017 ein großes Ziel vor Augen hatten. Sie wollten ein Chaletdorf mit acht Häusern errichten, das alle Stückerln spielt.

Manuel hat sogar selbst Hand angelegt und die Baggerarbeiten erledigt. „Für den Naturbadeteich haben wir 3400 Steine per Hand verlegt“, erinnert sich Manuel, der mit 20 Jahren bereits Baggerfahren lernte und ein eigenes Unternehmen hat. „Eine Herausforderung war die Hanglage. Wir wollten den Berg nicht vergewaltigen, sondern mit ihm leben“, sagt Architekt Rudolf Kaiser, der sich mit den Bauherren einen straffen Zeitrahmen gesetzt hat. 7500 Quadratmeter Fichtenholz wurden alleine für die Schalung der Wände verarbeitet. Heute sind die Luxus-Chalets samt Saunadampf- und Infrarotkabine, Hot Tub auf der Terrasse, Küchenbereich und offenem Kamin bereit für die Gäste.

Das Frühstück bekommt man in einem Korb geliefert. Im Prechtlstadl selbst wird zum À-la-carte-Menü, Fondue- oder traditionellem Hut-Essen geladen. Gastgeberin Carina – Klinische und Gesundheitspsychologin – bietet autogenes Training oder Achtsamkeitsmeditation an. Auch den richtigen Schwung kann man sich von der gelernten Skilehrerin abschauen.

Überhaupt hat der Ort Wagrain für Wintersportler viel zu bieten und spielt im Hinblick auf das heurige Jubiläumsjahr von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ keine unbedeutende Rolle. Hier hat Joseph Mohr, aus dessen Feder der Text stammt, als Pfarrvikar seine letzten Lebensjahre verbracht und auf dem örtlichen Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden. Auf einem Kulturspaziergang mit Karl-Heinz Kreuzsaler, Geschäftsführer des Kulturvereins „Blaues Fenster“, wird schnell klar, wie viel Wagrain mit dieser Persönlichkeit verbindet.

Auf seinen Spuren wandert man zum Pfarrhof, wo er einst gelebt hat, zur Kirche mit der Joseph-Mohr-Gedächtnisorgel, vorbei an der Joseph-Mohr-Volksschule bis zum Pflegerschlössl aus dem späten 18. Jahrhundert. Seit Ende des Jahres beherbergt es das Stille-Nacht-Museum mit ideenreichen Multimedia-Stationen und modernen Geschichten. „Das Lied wurde in über 300 Sprachen übersetzt. Wenn man es hört, ist sofort das Weihnachtsgefühl da“, bringt es Heidi Fritzenwallner, die mit viel Charme und Fachwissen durch das Museum führt, auf den Punkt. Wie „Stille Nacht“ in verschiedensten Sprachen klingt, kann man sich dort anhören.

Auch heute noch kann man gut verstehen, warum es so viele Persönlichkeiten nach Wagrain zog. Viel Ursprünglichkeit ist in dem 3000-Einwohner-Ort mit seinem Marktzentrum und der jahrhundertealten Linde zu finden. Früh erkannte man, dass der Tourismus eine wichtige Rolle spielen werde. 1947 wurde der erste Skilift eröffnet, heute sind es 120 Lifte mit 300 Pistenkilometern in der Region. „Es wird laufend investiert. Erst 2014 wurde eine neue Seilbahn über das Tal eröffnet. Sie verbindet die Berghofalm mit der Grafenberg Alm“, erklärt Tourismusdirektor Stefan Passrugger. Die Bergbahnen von Wagrain, aber auch jene in der Umgebung in Flachau und St. Johann gehören dem 5-Sterne-Skigebiet „Snow Space Salzburg“ an. Auf die Skifahrer warten Weltcup-Abfahrten, Freeride-Reviere, Carver-Sonnenhänge sowie Snow- und Funparks, Übungsbereiche für Kinder und Ski- und Snowboardschulen.

Und was natürlich nicht fehlen darf: die Almhütten. Eine davon ist etwa die Franzlalm direkt neben der Gondelbahn „Rote 8er“. Franz und Christian Riepler betreiben schon seit 39 Jahren die Hütte. „Es ist ein Traumberuf. Natürlich auch anstrengend, weil es monatelang ohne freien Tag durchgeht, aber ich könnte mir keinen anderen Job vorstellen“, sagt Franz, bei dem man sich Ofenkartoffeln schmecken lassen kann.
Aber auch Langläufer kommen auf ihre Kosten. 34 Kilometer lange Loipen in Wagrain-Kleinarl warten auf die Besucher. Abschalten und das Winterparadies genießen kann man außerdem beim Schneeschuhwandern auf 20 Kilometer langen, geräumten Wanderwegen, beim Rodeln, Eislaufen oder einfach bei einer idyllischen Pferdeschlittenfahrt bis zum Jägersee.

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