Es schneit und schneit und schneit. Zentimeter für Zentimeter stapeln sich die münzgroßen Flocken übereinander und hüllen St. Johann in Tirol mitsamt seinen vielen bunt bemalten Häusern über Nacht in eine ansehnliche Schneedecke. Klischee? Nein. Das hier ist Winter, wie ihn sich das Skifahrerherz nicht schöner wünschen könnte. Und tatsächlich zeigt sich in der Früh: Besser kann ein Skitag kaum beginnen. In der nagelneuen Gondel wollen wir hinauf in Richtung Harschbichl. Gleich am Drehkreuz begrüßt uns ein Transparent, darauf: Valle, das neue Maskottchen des Skigebiets. Der Schneemann im Comic-Stil trägt Ski am Arm, Skihelm und eine Lederhose. Und grinst über beide Ohren. Valle ist beliebt bei Kindern – in Schweden zumindest. In Skigebieten wie Sälen stehen Kinder Schlange, um das personifizierte Maskottchen knuddeln zu dürfen, das des Abends auf einer Bühne singt, tanzt und rockt. Ob der Nachwuchs, der sich auf St. Johanns Pisten tummelt, Valle ebenso ins Herz schließen wird? Das wird sich schon bald zeigen.

Denn die Schweden haben St. Johann übernommen. Nein, damit ist keine gewonnene Schlacht gemeint. Wohl aber ein gelungener touristischer Schachzug – so sei es der Marktgemeinde jedenfalls zu wünschen. Denn um das größenmäßig vergleichsweise überschaubare Skigebiet mit seinen 43 Pistenkilometern stand es bis vor Kurzem gar nicht rosig. Bis schließlich vor einem Jahr der skandinavische Investor SkiStar einstieg, der neben dem schwedischen Sälen auch den norwegischen Ski-WM-Ort Are betreibt, die beiden nicht mehr ganz zeitgemäßen Eichenhof-Schlepplifte kurzerhand durch eine moderne, höchst leistungsfähige 10er-Gondel plus Sessellift ersetzte und die eine oder andere Abfahrt deutlich verbreiterte. 1800 Skifahrer können, seit die Anlage im Dezember 2017 in Betrieb ging, pro Stunde auf den Harschbichl transportiert werden.

Winterstimmung vom Feinsten in St. Johann in Tirol
Winterstimmung vom Feinsten in St. Johann in Tirol © Barbara Kluger

Massenabfertigung? Keinesfalls. Denn das Skigebiet zeichnet sich aus durch seinen familiären Charakter. Der Spaß am Fahren steht deutlich vor dem Leistungsdruck. Anfänger finden hier eine breite Spielwiese, Fortgeschrittene haben ebenso Spaß. Schier endlose Abfahrten mit herrlichem Talblick fordern Oberschenkel, Wachsbeläge und Kondition.
Dabei liegt der höchste Punkt des Skigebiets gerade einmal auf 1604 Metern. Schneesorgen hat man hier aber keine. Denn auf den Harschbichl ist Verlass, gilt der Talkessel von St. Johann doch als niederschlagsreiche Nordstaulage. Anders gesagt: als absolutes Schneeloch. Die ebenfalls neu installierten Beschneiungsanlagen tun ihr Übriges dazu.

Gemütliche Pause auf der Hütte
Gemütliche Pause auf der Hütte © Barbara Kluger

„Eine Liftanlage kann jeder bauen, der Geld hat. Will man aber mehr bieten, muss man mit Servicequalität und Freundlichkeit arbeiten“, betont Per Granas, der den neuen SkiStar-Standort managt. Das schwedische Konzept mit seiner One-Stop-Shop-Lösung, über die die Gäste ihre Leihski plus Liftkarte gleich aufs Hotelzimmer liefern lassen können, eins zu eins nach Österreich zu exportieren, hat der Konzern nicht vor. „Man muss die Welt nicht verändern. Aber das Potenzial ist da.“

Der frische Pulverschnee macht das Skifahren zum reinsten Gleiten, Geschwindigkeitsrausch und Glücks-Jauchzer inbegriffen. St. Johann verändert sich. Die Winter-Idylle des Städtchens aber hat Bestand.