Es geht praktisch nur rein ins Tal – dann ist stopp“, erklärt Daniela Steinmann-Kuen. Für die „Achensee-Tourismus“-Werberin ist die Gegend um das „Tiroler Meer“ deshalb die „schönste Sackgasse der Welt“. Im Osten ragt das Rofangebirge hoch, im Westen sperrt das Karwendel die Welt aus der Fremdenverkehrsregion „Achensee Tirols Sport & Vital Park“ aus, die aus den fünf Orten Achenkirch, Maurach, Pertisau, Steinberg und Wiesing besteht.

Auch das touristische Angebot grenzt sich von anderen heimischen Winterurlaubsanbietern ab. „Wir machen hier die Natur spürbar“, erzählt Steinmann-Kuen. Der diesjährige Knüller sind Schneeschuhtouren in die winterliche Prärie des Nationalparks Karwendel.

Sebastian Pilloni führt in die tief verschneite Botanik, pocht auf die Einhaltung von Verhaltensregeln und erklärt Überwinterungsstrategien von Fauna und Flora. Sein Rucksack ist prall gefüllt mit konservierten Tierläufen. Jede Fährte wird untersucht, interessierte Wanderer dürfen die Abdrücke mit den Präparaten vergleichen. Für die richtigen Antworten gibt’s später ein kleines Erinnerungsgeschenk.

Der Nationalpark-Ranger kennt die besten Plätze. „Dort auf der Sonnenseite – da müssen wir um 13 Uhr sein. Da sitzen ab Februar die Steinadler“, macht Pilloni neugierig. Auch Schneehasen, Steinböcke, Hirsche, Gämsen, Füchse und Schneehühner sind im 730 Quadratkilometer großen Schutzgebiet zu sehen. Drei bis vier Stunden dauert der lehrreiche Ausflug mit dem 36-jährigen Biologen, bevor es tierisch weitergeht.

Auf Schusters Rappen geht es zu den Lipizzanern. Vor dem noblen Posthotel Achenkirch warten vier dieser edlen Schimmel. Das Gespannfahren ist nämlich neben dem Züchten die große Leidenschaft von Karl Reiter.

Mit 40 Kaiserschimmeln betreibt der freundliche Betreiber des Fünf-Sterne-Hauses mit 7000 Quadratmeter Wellnessoase die größte private Lipizzanerzucht in Europa und teilt seine Passion gerne mit den Gästen. Und die Vierspänner-Fahrten durch die Karwendeltäler sind begehrt. „Bei klirrender Kälte sind die Kutschenfahrten noch romantischer“, weiß Reiter. „Man kuschelt sich zusammen und das leise Glockengeklingel erzeugt die richtige Atmosphäre.“ Rund um den Achensee bieten im Moment sieben Kutscher Pferdeschlittenfahrten an.
Oft spielt der Vierspänner „nur“ Taxi, viele lassen sich mit dem Fuhrwerk nach Steinberg am Rofan chauffieren. Auf der beleuchteten Rodelbahn des urigen „Waldhäusls“ wird um die Wette „getigert“, die Verlierer zahlen die mundende Tiroler Kost, die Betreiberin Röbi und ihr Alex in der Gasthausküche zaubern.

Am Achensee werden aus Tradition Trends geboren. Ende der 1960er-Jahre, als Langlauf noch kein Thema in den österreichischen Alpen war, entwarf die Pertisauer Skischule Leitner den ersten Lehrplan für die nordische Sportart, um mit koordinierten Bewegungsabläufen die Natur und Umwelt bewusster erleben zu können. Heute locken mehr als 200 Loipenkilometer. 2002 machten die Schneeorte rund um Tirols größten See dann als erste Snowbike-Region von sich reden, zwei Jahre später wurden die Achensee-Gäste ins „Nordic Cruising“ – eine sanfte Variante des Langlaufs in oder abseits der Loipe – eingeführt. Und seit 2010 gibt es mit der Snowkiteschule in Achenkirch wieder eine neue Trendmarke.
Ein Unikat ist auch das Steinöl-Besucherzentrum „Vitalberg“ in Pertisau, wo Hermann Albrecht mit seinen Brüdern Manfred und Alexander die Geschäfte des erfolgreichen Familienbetriebs führt.

Der Legende nach handelt es sich bei Steinöl um das Blut des böswilligen Riesen Thyrsus, der von seinem Artgenossen Haymon im Kampf bei Zirl getötet wurde. In Wahrheit wird es tropfenweise aus Ölschiefer gewonnen, wie er in der Gegend vorkommt. Die edlen Steinöl-Produkte sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Tiroler Haus- und Volksmedizin und werden heute weltweit verkauft. Besonders gut sollen sie gegen Hautprobleme wie Akne oder Schuppenflechte, bei Blutergüssen, Rheuma oder als Zugsalbe helfen.

Der Fremdenverkehr am Achensee boomt übrigens. 2016 sprengten die in den Gästebüchern verzeichneten Übernachtungen erstmals die 1,5-Millionen-Grenze, der Zuwachs im Winter betrug mehr als fünf Prozent. Für die größten Steigerungen sorgten deutsche und Schweizer Gäste. „Wir arbeiten ständig am Ausbau von Qualität und Infrastruktur und passen unsere Angebotspalette den sich ändernden Rahmenbedingungen an“, berichtet Tourismus-Direktor Martin Tschoner.
Das Achental ist eben nur aus geografischer Sicht eine Sackgasse.