Wie schnell man sich als rohstoffreiches Land am persischen Golf neu erfinden kann, hat jüngst WM-Gastgeber Katar eindrucksvoll demonstriert. Seit der Vergabe des Fußballturniers im Jahr 2010 hat man längst nicht nur Stadien und eine Metro in Doha aus dem Wüstensand gestampft, sondern auch eine Tourismusoffensive gestartet. Man kann nicht genügend Standbeine haben, sollte die Zeit fossiler Energieträger tatsächlich zu Ende gehen. Egal ob Erdgas wie in Katar – oder Erdöl in Saudi-Arabien.

Im Nachbarland verfolgt man einen ähnlichen Plan. So hat man 2019 nicht nur die Einreise für westliche Touristen überhaupt erst ermöglicht – davor war das nur Geschäftsreisenden und Pilgern erlaubt –, vielmehr hat ein regelrechtes Buhlen um diese eingesetzt.

746 Zimmer und Apartments sind in Planung, nebst Jachthafen
746 Zimmer und Apartments sind in Planung, nebst Jachthafen © Neom Company

Bis 2030 sollen 100 Millionen Touristen ins Land kommen, wenn es nach den Plänen von Kronprinz Mohammed bin Salman geht, der im Verdacht steht, in Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi involviert zu sein. Neben seinen zahlreichen weiteren Ämtern, die er in der absolutistischen Monarchie innehat, ist er auch Vorsitzender des Direktoriums des Unternehmens Neom, das gigantische Tourismusprojekte vorantreibt.

Künstliche Inselwelt

So hat seine Königliche Hoheit kürzlich die Pläne für die künstliche Insel Sindalah präsentiert. Das Eiland im Roten Meer verspricht Luxus pur für zahlungskräftige Gäste: 840.000 Quadratmeter groß, soll es die erste einer ganzen Gruppe von aufgeschütteten Inseln sein. Bereits Anfang 2024 sollen die ersten Gäste nach Sindalah übersetzen.

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Sie sollen in 413 sogenannten "Ultra Premium" und 333 luxuriösen Apartments mit Service untergebracht werden. Dazu gehören auch ein Strandklub, ein Golfplatz sowie achtunddreißig Bars und Restaurants. Der Jachthafen soll 86 Liegeplätze zählen, während Offshore-Bojen Superjachten beherbergen werden.

Das Unternehmen Neom treibt neben Sindalah noch weiter Megaprojekte voran: Darunter die nur 200 Meter breite, aber 170 Kilometer lange Stadt "The Line" in der Wüste, die neun Millionen Menschen beherbergen soll, aber ohne Straßen und Autos auskommt. Mit "Trojena" baut sich der Wüstenstaat eine Bergdestination, in der Wintersport angesiedelt werden soll, mit "Oxagon" plant man eine Industriestadt. Darüber hinaus soll der König-Khalid-Airport in Riad deutlich ausgebaut werden.