In der 15-Minuten-Stadt sehen viele Planer eine Lebensweise der Zukunft, in der die Bewohner alle täglichen Wege auf kurzen Distanzen zu Fuß erledigen können. Von Wohnen über das Arbeiten, Einkaufen oder die Freizeitbeschäftigungen. In Nikiszowiec im polnischen Kattowitz ist dieses Konzept sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart.

Geplant wurde diese „Stadt in der Stadt“ als Siedlung für rund 1000 Arbeiter und Angestellte der Kohlegrube Giesche von den Berliner Architekten Emil und Georg Zillmann und ab 1908 in die Tat umgesetzt. Es entstanden dreistöckige Wohnblöcke mit begrünten Innenhöfen nebst allen Einrichtungen für das tägliche Leben wie Schule, Geschäfte, Schwimmbäder oder Krankenhaus in der direkten Nachbarschaft. 1927 wurde dann auch die St.-Anna-Kirche auf dem zentralen Wyzwolenia-Platz fertiggestellt.

Die Häuser in Nikiszowiec haben allesamt Ziegelfassaden
Die Häuser in Nikiszowiec haben allesamt Ziegelfassaden © LOGORYTM/stock.adobe.com (logorytm)

Eine typische Wohnung bestand aus zwei Zimmern und hatte 63 Quadratmeter. Auch wenn die Fassaden uniform aus roten Ziegeln bestehen, so gaben die Zillmans ihnen doch individuelle Details wie Arkaden, rote Fensterbänke oder Rosenmosaike mit. Das Bergwerk wurde 2018 stillgelegt, dennoch herrscht Leben im heute denkmalgeschützten Grätzel, in dem sich chice Cafés, unabhängige Geschäfte und eine kreative Szene angesiedelt haben.

Sehenswert: In der Rymarska-Straße 4 ist eine Außenstelle des Museums der Geschichte von Kattowitz untergebracht. Unweit nutzt die Kunstgalerie Szyb Wilson eine Halle, in der einst Bergleute auf die Fahrt in den Schacht warteten.