Zugegeben, ohne den Teleférico hätten wir uns höchstwahrscheinlich mit dem Blick auf den Teide aus der Ferne begnügt. Aber so hat uns die höchste Luftseilbahn Spaniens in rund acht Minuten bequem fast bis unter den Gipfel des Vulkans gespult.

Auf knapp dreieinhalbtausend Metern ist die Luft für Flachlandindianer wie uns ohnehin schon dünn genug. Außerdem brauchen wir den Sauerstoff dafür, um die atemberaubende Aussicht auf den Nationalpark, der sich vor uns ausbreitet, mit einem gebührend tiefen Seufzen zu untermalen.

Ein weiterer guter Grund, die Sohlen zu schonen, sind die alltäglichen Anstiege, die Teneriffa einem vor die Füße legt. In Wahrheit ist die Kanarische Insel ein einziges Auf und Ab. Kaum verlässt man das Hotel, steigt oder fällt das Gelände. Ganz nach den Vorstellungen der Vulkane, die diesen herrlichen Flecken Erde geformt und gestaltet haben.

Und damit noch lange nicht fertig sind. Es wird zwar in Menschenmaßstäben noch ewig dauern, bis die Unterwasservulkane ihre Köpfe aus dem Meer strecken, aber man hat die Ableger der Inseln bereits getauft. Schlicht Las Hijas, die Töchter.

In den Bergdörfern sind es eher die Söhne des Eilands, die das Bild prägen, auf den bescheidenen Plazas den Tag verdösen oder im Kaffeehaus Schach spielen. Wir haben das Wasser heute Wasser sein lassen und den Weg Richtung Anaga-Gebirge im Hinterland der Insel eingeschlagen.

Wenn man gerade so dabei ist, sich mit dem Auto die sagenhaften Serpentinenstraßen hinaufzuschlängeln, vorbei an weißen Häusern, die sich trotzig in den Hang krallen, dann weiß man, wie schwer der Lorbeer auf Teneriffa eigentlich arbeitet.

Einst erstreckten sich Lorbeerwälder von West nach Ost, gestutzt kommen sie heute im nordöstlichsten Zipfel des Landes einer verantwortungsvollen Aufgabe nach und entziehen den Passatwolken, die sich an die steilen Bergkämme schmiegen, die Feuchtigkeit.

Der Lohn für die Arbeit ist das Grün. Das überirdische Grün der Flora. In der Lunge Teneriffas wachsen Kakteen und riesige Weihnachtsstern-Sträucher, deren Miniaturen wir in unseren Breiten meist kurz nach Neujahr wieder entsorgen.

Auf dem Straßengeschlängel kann einem schon mulmig werden - der Höhe, der Schönheit und der vielen, vielen, vielen Kurven wegen. Weshalb das Ortsschild von San Cristóbal de La Laguna am Straßenrand gleich doppelt einladend wirkt.

In der Altstadt steht nicht nur der Kopf endlich wieder still, obwohl sich zwischen den bunten Häuserfassaden das typische Gewusel einer Studentenstadt abspielt. Auf der Plaza del Adelantado plätschert der weiße Marmorbrunnen. Zeit für einen Besuch im Kaffeehaus. Ein bisschen dösen. Danach vielleicht eine Partie Schach.

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