Jeder hat seine roten Linien. Dem einen wäre es ein Gräuel, Gabalier zu hören, dem anderen die Anschaffung eines Mercedes-Benz und mir - Golfspielen. Dann kam die Einladung. In Ebner's Waldhof am See setzt man auf Leute wie mich. Unhöflich könnte man sie ahnungslos nennen, auch hochmütig würde passen. Man kann auch aus Snobismus ein Feind von Dingen sein, die man für snobistisch hält.

Die Ebners sind Tourismus-Pioniere. Sie bauten einen Swimmingpool neben den Fuschlsee, als die Einheimischen sie dafür noch für absonderlich hielten. Sie dachten über die Wintersaison nach, als die Konkurrenz sich noch mit Gästen für die warmen Tage des Jahres begnügte. Und dann kam das Golfen. Auf sanften Berghängen bauten die Ebners erst einen Zwei-Loch-Platz, dann stockten sie auf neun auf. Wer 18 Loch spielen will, kann im Hotel eine Motorzille mieten, die ihn übersetzt aufs andere Ufer zum Neun-Loch-Platz des Schlosshotels Fuschl.

Unsere Gruppe war weitgehend homogen, das heißt, nur ganz wenige wussten schon, dass „Birdie“ kein Vogel ist, sondern ein Treffer mit einem Schlag weniger als sie ein sehr guter Spieler normalerweise braucht. Willi Marbler, unser Coach, schien nicht der Mann, aus unseren Schwächen billigen Spott ziehen zu wollen. Gute Voraussetzungen zum Lernen.

Auf der Alm, unter dem schroffen Gipfel des Schober, steht der hoteleigene „Golfclub Waldhof“. Ausrüstungsmängel lassen sich hier beheben, es gibt Handschuhe gegen Schwielen, Kappen gegen den Sonnenstich. Ein kostengünstiges Schlägerbündel für einfache Bedürfnisse steht bereit, nur tragen müssen wir die Tasche selbst.

Aller Anfang ist die Drivin Range. In der zugigen Baracke stehen aufgereiht Könner und Dilettanten und zielen auf den gegenüberliegenden Berg. Die Wiese davor ist bis zum Waldrand gelb gefleckt wie von Löwenzahnblüten. Hunderte Übungsbälle liegen hier verstreut, die meisten nicht weit von der Range entfernt - kleine Markierungen des Scheiterns. Abends wird ein Wagen sie mit einem breiten Rechen wieder einsammeln.

Willi hat den Ehrgeiz, uns Formen beizubringen, ohne die Zuchtrute zu schwingen. In der Theorie klingt einfach, was er sagt. Fußabstand kontrollieren, Blick in die Ferne, dann auf den Ball, aufziehen, 90 Grad zwischen Schläger und Arm, ruhig den Ball fixieren - und durchschwingen. Ganz locker. Locker rollt der Ball und bleibt zwei Zentimeter weiter liegen. Dann wieder bohrt er sich ins Bein oder er bleibt ungerührt liegen, wo man ihn hingelegt hat. Variationen von Demütigung.

Am nächsten Tag führt uns Willi auf das „Green“, den Kreis um das Loch. Hier wachsen Grashalme so zart, wie sie in der freien Natur nicht vorkommen. Festgestampft zur samtweichen Ebene erleichtern sie dem Ball den Weg zum Loch - vorausgesetzt, man trifft.

Am dritten Tag gibt's noch Theorie: Fremdworte, Regeln, erstritten in jahrzehntelanger Praxis. Ein Heft hilft, sich alles zu merken. Die Prüfung schaffen wir alle, ohne zu mogeln. Am Sonntag danach die erste Runde mit Platzreife. Zwei aus unserer Gruppe haben sogar einen Pro mit, der soll bezeugen, dass sie am ersten Tag nach der Prüfung ihr Handicap verbessern konnten. Blitzreife sozusagen.

Mehr zum Thema