Keinen prächtigen Palazzi, keinen pompösen Markuslöwen, keinen Souvenirstand, nichts, was den Touristenmagnet Venedig charakterisiert, hat diese Insel - einen Steinwurf davon entfernt - zu bieten. Als Verlängerung des bekannten Lido gute 10 Kilometer lang, an der breitesten Stelle knappe 300 Meter breit und insgesamt nur zwei Quadratkilometer groß besticht Pellestrina, dieses wunderbare Stück Lagunenerde, durch schöne Sprödheit, Authentizität, Urtümlichkeit, Beschaulichkeit und Einzigartiges: Bis zu 10 Meter hohe und 15 Kilometer lange „Murazzi“, begehbare Wellenbrecher aus Steinen und istrischem Marmor, schützen das Kleinod seit mehr als 250 Jahren vor der Wucht des Meeres. Unbeschreiblich faszinierend, auf ihnen zu spazieren und diese Insel im einsamen Alleingang zu erkunden.

Danach empfiehlt es sich, in eine der wenigen, aber umso köstlicheren Trattorien der Fischerinsel einzukehren. Begegnen werden Ihnen dabei hauptsächlich Einheimische, maximal ein paar fremde Insider, die als Donna-Leon-Fans auf den Spuren von Commissario Brunetti wandeln. Und auch diese müssen abends wieder - mit Bus bzw. Fähre über Lido oder Chioggia - dieses Stück Lagune verlassen. Es sei denn, sie ergattern ein Zimmer in der einzigen Locanda des 4500 Seelen zählenden Inselparadieses. Ja, tatsächlich ein Paradies - besonders im Erwachen der warmen Jahreszeit!

Regina Rauch-Krainer ist Leiterin des Kulturreiseveranstalters TLS Reisekultur.

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