Alles begann mit einer Wette. Schon früh hatten die St. Moritzer den Wintersport in ihrem Ort zur Hochblüte geführt. Doch im Sommer herrschte eine Flaute. Die mondänen Hotels und Residenzen standen leer. Bis ein findiger Hotelier ein paar seiner Gäste auch für den Sommer einlud. Sollte es ihnen nicht gefallen, würde er sämtliche Kosten übernehmen. Doch so weit kam es nie. Die Gäste blieben den ganzen Sommer lang und verbreiteten die Kunde. Seither will das Engadin auch in der warmen Jahreszeit hoch hinaus.

„Ich habe den schönsten Beruf der Welt“, stellt Wanderführerin Christina fest. Während sie zufrieden über das Muottas Muragl blickt. Seit 20 Jahren ist sie in ihren Bergen unterwegs. Viele assoziieren mit der Gegend hier Champagner, Grand Hotels, Kaviar oder das berühmte Poloturnier. Für Christina sind die Berge nur unweit dieser Luxuswelt ihre Heimat, und die will sie mit ihren Gästen teilen. Denn wenn die Hautevolee sich in die Sommerresidenzen zurückzieht, ist St. Moritz ein Paradies für Menschen mit Bewegungsdrang – und das auf höchstem Niveau. Das Hochtal des Engadins bietet mit seinem 580 Kilometer umfassenden Wegnetz vielseitige und hoch gelegene Wanderfreuden.

Aber die Schweizer machen es den Wanderern mit Aufstiegshilfen recht bequem. So etwa führt eine kleine Standseilbahn auf das Muottas Muragl. Von hier kann man die Seen im Tal und die gegenüberliegenden Gletscher und Bergketten bis zum berüchtigten Biancograt, der auf den Piz Bernina führt, erblicken. „Eher was für erfahrene Alpinisten“, stellt Christina fest. Und sie muss es wissen, denn ihr Mann und ihre Söhne sind Bergführer und kennen die berühmten Berggipfel nur zu gut.

Auf den Spuren Giovanni Segantinis wandern kann von hier aus hingegen jeder. Der berühmte Maler mit der Vorliebe für Gebirgslandschaften verbrachte seine letzten Lebensjahre im Oberengadin. Er starb in einer Berghütte, die noch heute seinen Namen trägt und die nun zum Verweilen und Rasten vor dem nächsten Abenteuer einlädt. Und diese gibt es hier zuhauf. Denn nicht nur zu Fuß lässt sich das Engadin hervorragend erkunden. Auch Zweiradfreunde kommen im Engadin voll auf ihre Kosten. Mountainbiken ist auf über 400 Kilometer Singletrails und markierten Routen möglich. Und auch hier will das Engadin hoch hinaus, etwa am Hausberg von St. Moritz, der Corviglia. Nach einer Gondelfahrt bis fast zum Gipfel hinauf steht einer spektakulären Downhill-Mountainbike-Abfahrt von 1000 Höhenmetern nichts mehr im Wege.

Doch St. Moritz wäre nicht St. Moritz, würde es nicht auch in Sachen Sport extravagante Wege gehen. Denn nicht nur an Land, auch zu Wasser kann man hier seinen sportlichen Leidenschaften frönen. Auf 1822 Metern liegt der St. Moritzersee. Er ist der kleinste der Oberengadiner Seen, aber groß genug für den höchstgelegenen Segelclub der Welt. Im Glanz der spektakulären Bergkulisse lässt es sich hier fantastisch im Malojawind kreuzen. Und auf den ist Verlass.

Von der Brise, die im Lauf des Vormittags vom Malojapass kommend heranweht und meist erst bei Sonnenuntergang wieder abflaut, profitieren die Wassersportler. Und das alles mit viel Esprit – vielleicht auch, weil der erfahrene Skipper Simone seine Gäste mit italienischem Charme sicher über den Bergsee bringt.

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