Schon im zarten Alter von 25 Jahren dachte Paul McCartney im Song „When I’m Sixty-Four“ laut darüber nach, im Sommer später einmal ein Ferienhäuschen auf der Isle of Wight zu mieten. Und man kann auch verstehen, warum Queen Victoria und ihre Familie das durch den Solent vom englischen Festland getrennte Eiland London oder ihren anderen Landsitzen vorzogen. Davon zeugt bis zum heutigen Tag in all seiner Pracht Osborne House – wohl das, was man als Königin von Großbritannien und Irland sowie Kaiserin von Indien unter einem Ferienwohnsitz versteht. Da zählte sie übrigens gerade 26 Jahre royale Lenze. Warum also warten, bis man 64 ist, Sir Paul?

Die Briten halten sich ohnehin nicht an die Altersempfehlung des Beatle. Die Insel ist im Sommer fest in einheimischer Hand – kaum ein Kontinentaleuropäer vermutet im vermeintlich verregneten Großbritannien so mildes Klima, das Palmen, meterhohe Natternköpfe, feurig gefärbte Fackellilien und andere exotische Gewächse ganz selbstverständlich gedeihen lässt. Die Isle of Wight, geformt wie das Karo einer Spielkarte, wird vom warmen Golfstrom umschmeichelt und ist das sonnigste Fleckchen im Vereinigten Königreich. Quasi das Ass im Ärmelkanal.

In Ventnor an der Südküste treibt das milde Klima die wildesten Blüten. Wo sich einst Lungenkranke in einem Sanatorium erholten, wurde 1970 ein botanischer Garten mit mehr als 30.000 subtropischen Pflanzen angelegt.

Nicht minder verwundert es den gelernten Alpenländer, wenn einem die Insulaner ganz stolz von ihrem Sessellift erzählen. In der Alum Bay verbindet er die von braun bis schwarz schattierten Klippen mit dem Meer. Und von dort aus kann man mit dem Boot zu den „Needles“ übersetzen. Die drei kleinen Inseln aus weißem Kreidefels und ihr rot-weiß gestreifter Leuchtturm sind so etwas wie die weithin sichtbare Visitenkarte der Isle of Wight.

Diese langen, gebogenen Wimpern. Die braunen Augen, in denen man versinken möchte. Ganz klar, er flirtet mit uns. Und wenn Perky dabei nicht ein Grashalm aus dem Maul ragen würde – ach nein, wir sind auch so verliebt. Die Donkey Sanctuary ist ein riesiger Gnadenhof für ausrangierte Esel im hügeligen Hinterland der Insel, das zu einem großen Teil unter Schutz steht und in dem schmucken Dörfchen mit Postkartenmotivcharme nisten. Die Langohren genießen hier ihren Lebensabend. Jaja, Sir Paul, „When I’m Sixty-Four“.

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