Es gibt einen Spruch in Israel, der lautet: In Jerusalem wird gebetet, In Haifa gearbeitet und in Tel Aviv gelebt. Natürlich wird in Tel Aviv nicht nur dem Müßiggang gefrönt, aber diese Metropole versteht es, den Besuchter binnen weniger Stunden zu fesseln – mit einer Weltoffenheit, einer Buntheit und mit einer Lebhaftigkeit, die ihresgleichen sucht. Verantwortlich dafür sind Menschen aus allen Teilen der Welt, die Tel Aviv zu ihrer Heimat auserkoren haben.

An den "Eis am Stiel"-Stränden

Schon ein kurzer Spaziergang entlang der Strände Tel Avivs reicht zum Verlieben. Dort wo einst Zachi Noy und Co. in den ebenso kultigen wie freizügigen „Eis am Stiel“-Filmen im Liebesrausch lagen, da pulsiert das Leben fast rund um die Uhr. Bis nach Mitternacht leuchten die Flutlichtmasten der unzähligen Beachvolleyballplätze. Da wird gebaggert und gelacht.

Und kaum lässt die Sonne – sie ist bei durchschnittlich nur 20 Regentagen im Jahr übrigens Dauergast in Tel Aviv – die futuristische Skyline Tel Avivs funkeln wie einen kostbaren Diamanten, da erwacht auch der Strand. In Scharen machen sich die Wellenreiter dann auf. In regelrechten Schwärmen – Seevögeln gleich – sitzen sie zu Dutzenden draußen auf dem Meer auf ihren Brettern und warten auf die nächste Welle. Ein bizarrer Anblick. Jogger und Radfahrer bevölkern die Promenade und an vielen Fitnessgeräten, die an den Stränden stehen, werden die Muskeln gestählt.

Pong, Pong, Pong. Ein ungewöhnliches Geräusch erregt die Aufmerksamkeit des Strandbesuchers. Bewaffnet mit paddelähnlichen Holzschlägern und einem Gummiball liefern sich die Israelis zuhauf heiße Duelle im Sand. Matkot heißt das Spiel. „Matkot ist bei uns in Israel eine Art Nationalsport“, erklären Margoux und Ben in einer kurzen Pause und der Schweiß strömt ihnen dabei von der Stirn. 14 Kilometer feinsandiger Strand machen Tel Aviv quasi zum Miami des Nahen Ostens. Es gibt für jeden Geschmack, für jede Laune und für jede Lebensphase einen eigenen Abschnitt am Tayelet, wie die Promenade genannt wird. Hervorzuheben sind dabei aber der Hilton- und der Gordon-Beach. Hier steppt der Bär.

Beim "Falafel-Kaiser"

Tel Aviv ist jung und das in jeglicher Hinsicht. Die Stadt wurde erst 1909 gegründet und rund ein Drittel ihrer Bewohner ist zwischen 18 und 35 Jahre alt. Diese Jugendlichkeit spürt man nahezu an allen Ecken.
„Die Strände sind schön, aber das Herz der Stadt ist der Rothschild Boulevard“, erzählt Tami, die Fremdenführerin. Auf einer Länge von 1,5 Kilometern reihen sich hippe Bars, coole Kioske, Start-ups aller Art und noble Hotels, wie etwa das „Rothschild 22“. Hier flaniert man und relaxt. Lila Polster die im Kunstrasen liegen, laden zu einer kurzen Auszeit ein. Und das eigentlich das ganze Jahr über. Denn selbst im Winter liegen die Temperaturen in Tel Aviv meist bei angenehmen 15 bis 20 Grad.
Ortswechsel. An der Ecke Shlomo ha-Melekh Street und King George Street hat sich vor dem „HaKosem“ eine Menschenschlange gebildet. Nichts Ungewöhnliches, schließlich soll das „HaKosem“ von Ariel Rosenthal die beste Falafel- und Hummus-Adresse Tel Avivs sein, viele meinen sogar des gesamten Nahen Ostens. „Hummus ist eine Wissenschaft“, erzählt Rosenthal. Und rund 2000 Gäste pro Tag sind von seiner Wissenschaft angetan.

Wer Marktleben liebt, der ist auf dem Carmel Markt bestens aufgehoben. Dieses Stimmengewirr, diese Vielfalt an Düften, dieses musikalische Mischmasch und diese Fülle an lukullischen Köstlichkeiten ergeben eine für den Besucher magische Mixtur. Und ein kurzer Stopp am kleinen Stand von Tikva zahlt sich aus. „Seit 18 Jahren macht Tikva die besten Säfte auf dem ganzen Markt“, ist Ori Shavit, die Food-Bloggerin überzeugt.

Im Süden Tel Avivs liegt Jaffa. Ein arabisches Kleinod. Die Altstadt beherbergt zahlreiche Galerien, einen sehenswerten Flohmarkt, unzählige Antiquitätenläden und jede Menge coole Bars und Restaurants. Ein Tipp: Man sollte unbedingt den „Gipfel“ des Abrasha Parks erklimmen. Von dort hat man einen traumhaften Ausblick. Wie lebhaft es auf dem Flohmarkt zugeht zeigt das folgende Video.

Das Außergewöhnliche an Tel Aviv ist aber die Buntheit der Stadt. Fast jedes Viertel erzählt eine andere Geschichte – aufregende, heitere oder dramatische und jedes Viertel hat seine eigene Prägung. Florentin etwa mit dem „Levinsky Markt“. Zwischen der HaAliya Street und der HaMashbir Street reiht sich ein kleiner Laden nach dem anderen. Juden aus Griechenland, dem Iran und Bulgarien haben hier ein wahres Paradies für Kulinariker geschaffen.

Oder Sarona, diese eindrucksvolle Schnittstelle zwischen Alt und Modern. Einst von deutschen Templern gegründet ist es heute ein beliebtes Ausgehviertel. Und dann wäre da noch das jemenitische Viertel. Man kann es getrost als Bollwerk gegen die Moderne bezeichnen. Aber nur wenige können sich dem Charme entziehen. Die Bars dort sind einer der vielen Hotspots der Stadt.

Geschlafen wird in Tel Aviv scheinbar überhaupt sehr wenig. Wer Lust auf Party hat, für den sind die lauen Nächte in der wohl hippsten Metropole des Nahen Ostens wie maßgeschneidert. In Tel Aviv wird eben gelebt. Und das in vollen Zügen.

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