Das Great Barrier Reef mit seinen 3000 individuellen Riffen, 1500 Fischarten und 400 Korallentypen ist seit 1981 Weltnaturerbe. Doch das Riff ist gefährdet: 50 Prozent seiner Korallen sind in den vergangenen Jahrzehnten abgestorben. Die Vereinten Nationen blicken deswegen seit zwei Jahren besorgt auf das Riff. Mit erhobenem Zeigefinger drohte das Komitee bereits mehrmals, das Riff auf die „Rote Liste“ der Unesco zu setzen, sollte sich sein Gesundheitszustand nicht verbessern. Eine Entscheidung darüber soll nun im Juni gefällt werden.

Diese Schmach will die australische Regierung keinesfalls erleiden und hat nun einen Rettungsplan veröffentlicht: Zusätzliche 100 Millionen Dollar (über 70 Millionen Euro) sollen investiert werden, wie Regierungschef Tony Abbott am Wochenende verkündete. Hauptsächlich soll das Geld an Eigentümer der Ländereien im Küstenbereich fließen. Diese sollen weniger Dünger und Pestizide verwenden, die bei Regen ins Meer rinnen.

Schlick, Schlamm, Kohle

Der Plan, der die Zukunft des Riffs bis 2050 im Auge hat, verbietet, dass der Schlick, der beim Ausbau der Hafenrinnen anfällt, im Riff abgeladen wird. Schlupflöcher erlauben jedoch nach wie vor die Ablagerung in der weiteren Umgebung des Schutzgebietes sowie die Ablagerung von Schlamm, der bei der Wartung der Rinnen anfällt. Auch der Ausbau von Kohlehäfen in der Nähe des Riffs ist nach wie vor erlaubt.

Obwohl Umweltschützer und Wissenschaftler die neuen Pläne als Fortschritt begrüßen, kritisieren viele, dass sie bei Weitem nicht ausreichen: „Dieser Plan verhindert nicht, dass das Riff eine Autobahn für Kohlefrachter wird“, sagte die Grünen-Senatorin Larissa Waters. Der Regierungsplan identifiziere zwar den Klimawandel als größte Bedrohung für das Riff, ignoriere aber die klimatischen Auswirkungen durch die Kohleindustrie des Landes. Der Hafen Abbot Point wird zum größten Kohlehafen der Welt ausgebaut und drei weitere große Kohleminen wurden genehmigt. „Kohle ist das unausgesprochene Problem.“ Die Politikerin kritisiert die Schlupflöcher bei der Schlammverklappung und relativierte die Millionen: „Der Plan macht nicht die zehnprozentige Kürzung rückgängig, die der Riff-Behörde auferlegt wurde, plus weitere Kürzungen von 40 Millionen Dollar.“

Korallen verschwinden

Auch Wissenschaftler fürchten nach wie vor um die Gesundheit des Riffs. Laut einer Studie sind die Korallen innerhalb von nur 27 Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Klimawandel, Stürme, Abwässer aus der Landwirtschaft, die Ausbreitung des Dornenkronenseesterns, der die Korallen abfrisst, und Hafenerweiterungen schwächten das Riff in den letzten Jahrzehnten massiv, ebenso die Plastikverschmutzung im Meer: Korallen, Fische und Schildkröten fressen Plastik, das ihre Verdauung lahmlegt.