Die junge Frau mit dem oliv schimmernden Teint sitzt anmutig im Schneidersitz auf dem Hocker in der Lobby des Hotels. Und lässt die mit Glitzersteinchen besetzten Fingernägel rhythmisch an das Handydisplay klacken. Der gesenkte Blick offenbart einen kunstvoll geschwungenen Lidstrich und weiteres orientalisch anmutendes Makeup. Als ob sie jederzeit bereit wäre, sich in das Nachtleben von Tel Aviv zu stürzen. Erst beim zweiten Hinsehen fällt auf, dass um ihre Hüfte keine neue It-Bag baumelt, sondern eine Waffe - mit großen, pinken Smiley-Stickern. Ganz selbstverständlich, ganz normal, ganz alltäglich - Israel 2008.

Gesprächige Einheimische. Ein Besuch auf der Festung Masada steht heute auf dem Besichtigungsprogramm. Da kann es nicht schaden, sich mit reichlich Flüssigkeit einzudecken. Denke ich mir und nutze die verbleibende Zeit, bis der Rest der Reisegruppe eintrudelt. Gleich um die Ecke liegt ein kleines Geschäft, in dem man fast alles findet, natürlich auch Wasserflaschen - und gesprächige Einheimische. Studentin Naima, die hier immer wieder mal aushilft, ist wenig erstaunt, als ich ihr vom Erlebnis in der Hotelhalle erzähle. "Mir fällt es gar nicht mehr auf, wenn jemand bewaffnet ist. Für uns ist das Alltag."

Festung Masada.Wir lassen Jerusalem hinter uns und fahren in Richtung Totes Meer, das genau genommen ja gar keines ist - sondern vielmehr ein See. Tiefer, tiefer und immer tiefer - zum tiefsten Punkt der Erde. Der Schwefelgeruch wird immer stärker, die Landschaft immer gebirgiger. "Da ist ja schon Masada", erklärt Fahrer Adi unerwartet. Diese sagenumwobene, lange Zeit uneinnehmbare Festung, die heute als meistbesuchte archäologische Stätte Israels gilt? Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Koloss kaum von den umliegenden Bergen. Und plötzlich wird es dunkel. Ganz dunkel. Am helllichten Tag. Wir sind in einer Tiefgarage - mitten im Judäischen Gebirge!

Gefinkelt. Das moderne Besucherzentrum wurde so gefinkelt angelegt, dass von außen fast nichts als Felsen zu erkennen sind. Ein Wunderwerk der Menschheit mit integriertem Parkhaus sozusagen! Da ist es dann auch wenig verwunderlich, dass man die Festung - nicht wie einst die Römer - beschwerlich über eine Rampe und zu Fuß, sondern ohne jeglichen körperlichen Krafteinsatz in Angriff nimmt.