Langsam, ganz langsam lässt Emanuel das weiße Gold durch seine Finger rieseln. "Dieses Salz ist viel weicher, löst sich rascher auf als das herkömmliche und sieht nicht aus wie Glas", erklärt Herr Cini voller Stolz. In einem winzigen Raum, rund zehn Meter über dem Meer von Xwejni Bay auf Gozo, werden seine Vorräte zwischengelagert. Steigt man die schmalen Stufen hinunter, hat man den Arbeitsplatz des sonnengegerbten alten Mannes voll im Blick. "Manche dieser Felder sind 160 Jahre alt. Rund 30 Tonnen gewinnen wir jedes Jahr - alles in Handarbeit. Das Meerwasser fängt sich in den Becken, durch die Verdunstung bleibt das Salz übrig und wird mit Besen zusammengeschoben", klärt er auf und lässt dabei die wenigen Beißer, die ihm geblieben sind, blitzen. Wie lange er den Job schon macht? "Mehr als 40 Jahre - und ich wollte und will nie weg von hier!" Wir müssen: Die Fähre zurück nach Malta wartet nicht.

Kinnie und Pastizzi. Rund 25 Minuten dauert die Überfahrt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Kein Wunder, wenn man zur Stärkung Proviant im Gepäck hat. Cola und ein Weckerl? Von wegen! Auf dem Archipel gibt's Kinnie und Pastizzi. Der limonadige Mix aus Wasser, ungeschälten Orangen und Wermutkräutern hinterlässt einen leicht herben Geschmack auf der Zunge. Bei den Blätterteigtaschen scheiden sich die Geister: Erbse oder Ricotta ist hier die Frage. Gibt's das knusprige Gebäck doch mit einer Füllung aus dem grünen Gemüse in pürierter Form und Weichkäse.

Silent City Mdina. Kaum hat das Schiff Cirkewwa erreicht, zieht sich die Sonne gemächlich zurück. Was steht jetzt auf dem Programm? Nein, nicht rasantes Nightlife im lauten St. Julian's, sondern ein beschaulicher Abend in der "Silent City" Mdina. Schon beim Passieren des imposanten Stadttores fühlt man sich, als hätten einem listige Heinzelmännchen Ohrstöpsel verpasst: keine Autos, kein Lärm, kaum Geschäfte oder Lokale. Im Labyrinth der engen, verwinkelten Gassen stößt man dann aber doch auf eines, das "Ciappetti": Von außen an Unscheinbarkeit kaum zu übertreffen, eröffnet sich plötzlich ein Haus, dessen Gemäuer teilweise aus der normannischen Zeit stammt und eine Terrasse auf einer Bastion der Stadtgrenze. Das Restaurant ist das Reich von Peter Sant Cassia, der auch gerne mal Gäste zum Zugucken in die Küche einlädt. Und was wird da gebrutzelt? Kaninchen natürlich - das maltesische Nationalgericht. Auf der Inselgruppe gibt's sogar Spaghetti Bolognese mit "Fenek" statt Schwein oder Rind. "Wir machen eine Art Stew und verwenden möglichst wenig Zutaten. So wird das Fleisch am zartesten und der Geschmack auch nicht verfälscht", erklärt der Lokalbesitzer. Er brät das Kaninchen kurz an, löscht mit Weißwein ab und lässt schwungvoll Salz auf den "Fenek" prasseln. Ob das weiße Gold aus Xwejni ist? Das weiß wohl nur der alte Salzmann.