Italien rühmt sich in diesem Jahr, Touristen 96 Prozent der Küste als saubere Strände bieten zu können. Doch die Badefreuden sind nicht ungetrübt. An 1400 Küstenkilometern herrscht absolutes Badeverbot. Und selbst dort, wo das Schwimmen im Meer erlaubt ist, können Urlauber unliebsame Bekanntschaft mit Quallen oder Algen machen.

Quallenplage. Die ligurische Küste verfügt traditionell über eine gute Wasserqualität. Doch in diesem Jahr plagen Quallen in Alassio, dem größten Badeort an der Blumenriviera, Sonnenfreunde, die sich im Meer abkühlen wollen. Dank ungünstiger Strömungen kamen die Tiere in großen Scharen von der spanischen Küste nach Ligurien. Dagegen halfen auch Unterwassernetze nicht.

Quallen kaum vorhersehbar. Auch an der Adria tauchten in diesen Tagen bunte Quallen auf. Bei den nördlich von Ancona gesichteten Exemplaren handelt es sich laut Meeresbiologe Nando Boero von der Universität Lecce aber um eine harmlose Art. "Die Ausbreitung von Algen und Quallen ist kaum vorherzusehen, denn sie werden von wechselnden Strömungen transportiert", meint Boero. So könnten Urlauber nie vorher erfahren, ob an ihrem Traumziel harmlose gelbe und blaue Quallen schwimmen, sich das Baden wegen roter Quallen verbietet, oder ob das Wasser rein ist. Die weit verbreitete Überzeugung, nach der Quallen zumindest ein Indiz für sauberes Wasser sind, erklärt der Meeresbiologe im Übrigen für Humbug.

Baden verboten! Unabhängig von Quallen- oder Algenalarm herrscht an rund 1400 italienischen Küstenkilometern Badeverbot. Selbst auf den bei Sommerurlaubern besonders beliebten Inseln Sardinien und Sizilien sind mehrere hundert Kilometer einzelner Küstenstreifen nicht nur wegen Wasserverschmutzung gesperrt. Vor allem in der Nähe von Flussmündungen wird vor Bakterien gewarnt.

Badeverbote in Italien (Stand: 10.7.2008)




Beste Wasserqualität. Dennoch freut sich die Staatssekretärin im italienischen Gesundheitsministerium, dass "die Wasserqualität in Italien zu den besten Europas gehört". 5170 Kilometer von insgesamt 7375 Küstenkilometern werden regelmäßig überprüft. Dem diesjährigen Bericht über die Badewasserqualität zufolge, verfügen 96 Prozent der kontrollierten Orte über sauberes Wasser.

Costa Brava statt Adria. Gute Nachrichten wie diese hat die italienische Tourismusindustrie bitter nötig, denn immer mehr Urlauber zieht es statt an die Adria nicht nur in billige osteuropäische Strandbäder, sondern vor allem nach Spanien. Vergleichsweise hohe Preise bei häufig mangelndem Service machen Ferienziele außerhalb von "Bella Italia" immer attraktiver. Nur Kulturstädte wie Rom erfreuen sich nach wie vor ungebremst wachsender Besucherzahlen. Obwohl sich ein Viertel aller Touristen im Mittelmeerraum in den vergangenen 15 Jahren auf Italien konzentrierte, reduzierte sich der italienische Marktanteil um fünf Prozent.