Als sie eröffnet wurde, galt als Wunderwerk der Technik: Die Brooklyn Bridge. Die Hängebrücke mit den neobarocken Türmen und dem Spinnennetz aus Stahlseilen verbindet Manhattan und Brooklyn, damals die größten Städte Amerikas. Sie verfügt nicht nur über Autospuren, auch Fußgänger können sie überqueren, ein Spaziergang, der einen atemberaubender Blick auf die Skyline mit dem Empire State Building bietet, die Manhattan Bridge und die Freiheitsstatue.

125 Jahre alt. Am 25. Mai wurde das Wahrzeichen Brooklyns, das von dem deutschen Ingenieur Johann Augustus Roebling entworfen wurde, 125 Jahre alt. Roebling, der im thüringischen Mühlhausen geboren wurde und in Berlin studierte, kam 1831 in die USA, wo er auf einer Farm in Pennsylvania Arbeit fand. Eine seiner Aufgaben war, Boote über den Allegheny River zu ziehen.

Gedrehtes Stahlseil. Dazu erfand er das gedrehte Stahlseil, das haltbarer war als die zuvor verwendeten Hanfseile. Nun eröffnete er eine Kabelfabrik, und er baute Brücken über Niagara-Grotte und Ohio River.

Nur Fähren. Den Plan für die Brooklyn Bridge fasste er mit William Kingsley, der wollte, dass Brooklyn mit dem rasch wachsenden New York besser verbunden würde. Zwar gab es Fähren über den East River, aber in kalten Wintern wurde der Betrieb oft eingestellt.

Unfälle und Pannen. Leider erlitt Roebling 1869, kurz vor Baubeginn, einen Unfall. Er starb an Wundstarrkrampf. Sein Sohn Washington übernahm den harten und gefährlichen Job. Um das Flussbett auszuschachten, wurden die Arbeiter in riesigen Holzbottichen ins Wasser gesenkt, die unten offen waren. Viele Männer litten bald an der Taucherkrankheit, dutzende starben, auch Washington Roebling wurde bettlägerig. Fortan überwachte er die Konstruktion von seiner Wohnung in Brooklyn Heights aus per Teleskop und schickte seine Frau Emily zu den Arbeitern. Das Pech blieb: Die neuen Stahlseile mussten ausgewechselt werden, weil sie von minderwertiger Qualität waren, und der New York Bridge Company ging zwischendurch das Geld aus.

Achtes Weltwunder. Als die Brooklyn Bridge am 24. Mai 1883 eröffnet wurde, galt sie als das achte Weltwunder. Aber die Pechsträhne hörte nicht auf: Nachdem das Bauwerk freigegeben wurde, kam es zur Massenpanik, weil jemand vor einem Einsturz warnte, zwölf Menschen wurden zu Tode getrampelt.

Vollkommene Struktur. Aber bald wurde die Brücke berühmt. Maler und Fotografen bildeten sie ab, der Poet Walt Whitman besang sie als "einmaliges Werk der Ingenieurskunst, das die Eroberung Amerikas durch Columbus vollendete", der Architekturkritiker Lewis Mumford hielt sie für die "vollkommenste Struktur, die es je in Amerika gegeben hat."

In Filmen verewigt. In New-York-Filmen von Woody Allen und Spike Lee, in Klassikern wie "On The Town" und "Die Faust im Nacken", in Streifen wie "Moonstruck" und "Smoke", in Batman und Spiderman taucht die Brücke auf. In Monsterfilmen wie "Godzilla" und "Cloverfield" wird sie zerstört.

Neun Brücken. Heute gibt es neun Brücken über den East River. Die Brooklyn Bridge wird von hunderttausenden von New Yorker für den Weg zur Arbeit genutzt, aber auch von Touristen. Wer gut zu Fuß ist, schafft es in einer halben Stunde. Beim Blackout 2003 und bei U-Bahn-Streiks marschierten Millionen in die Innenstadt.