"Im 18. Jahrhundert wurde das Chateau Sully durch einen genialen Schachzug gerettet. Man legte die verstorbene Marquise Charlotte in Schnaps, Marc de Bourgogne, gaukelte den Revolutionären vor, dass sie nur kränkelt und schlug die Aufständischen somit in die Flucht", erklärt Schlossführer Thomas. So was aber auch! Im Burgund scheint wirklich jede Sehenswürdigkeit mit Kulinarischem verbunden zu sein. Kein Wunder, dass Amelia Mac Mahon, die Herzogin von Magenta, sich auch als Winzerin betätigt. Selbst wenn sie sagt: "Ich mache keinen Wein, ich schaue ihm nur beim Wachsen zu!" Schade, dass es schon Abschied nehmen heißt, von der Duchesse und ihren lebhaften Schilderungen des Alltags auf Schloss Sully.

Vezelay. Weiter geht's nach Vezelay, im Mittelalter strömten die Pilger in Massen hierher. Wer das steile Gässchen zur Basilika in Angriff nimmt, dem sei empfohlen, sich am Fuße des Hügels zu stärken. Mit saftigem Charolais-Rind und einem Glas Beaujolais natürlich! Immer mehr erhärtet sich der Verdacht, dass die Region für Vegetarier und Anti-Alkoholiker eher weniger geeignet ist. Denkt man an die Vierbeiner mit cremeweißem Zottelfell, die im Burgund auf kaum einer Wiese fehlen, überlegt man es sich kurz. Der Geschmack des mageren, roten Fleisches siegt dann aber doch über die Tierliebe.

Fontenay. Nicht per pedes, sondern per Bus visiert man Fontenay, das nächste Ziel, an. Im engen Tal werden die Häuser immer weniger, ein untrügliches Zeichen, dass die abgelegene Abtei bald erreicht ist. Und dann steht sie plötzlich vor einem, imposant und den Eindruck vermittelnd, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Man hat das Gefühl, jeden Moment könnte ein Zisterzienser-Mönch um die Ecke biegen oder Gerard "Cyrano" Depardieu durch die Arkaden huschen. Reiseleiterin Catherine kommentiert die Tatsache, dass man früher ohne Heizung auskommen musste, lapidar: "Körperliches Leiden hatte einen hohen Stellenwert!" Gefröstelt wird im alten Gemäuer auch heute noch. Guter Rat: Marc de Bourgogne hat nicht nur Marquise Charlotte zu "neuem Leben erweckt", sondern auch schon so manchen Burgund-Besucher gewärmt!