Privatbutler und eigener Swimmingpool auf der einen, ein Minimum an Komfort und Service auf der anderen Seite. Die Schere in Sachen Hotelmarkt geht immer weiter auseinander. Wie stehen Sie dazu?

FLORIAN WEITZER: Wir betreiben drei Hotels in Graz und unser erfolgreichstes ist ausgerechnet das Daniel, das keinen Stern hat. Es wurde entschieden, dass wir es nicht klassifizieren lassen - und das ist auch richtig so. Lifestyle beinhaltet mehr, als man in den Kategorien messen kann.

BRIGITTA HARTL-WAGNER: Die Sacher-Hotels gehen einen ganz anderen Weg, wir haben klassifizierte Fünf-Stern-Häuser und streben immer danach, Marktführer in dieser Kategorie zu sein. Unsere Gäste kommen hauptsächlich aus dem internationalen Bereich und für diese ist die Klassifizierung wirklich noch wichtig, weil sie doch eine Richtlinie vorgibt. Prinzipiell glaube ich, dass es die Gästeschicht für jede Hotellerie, für jede Klasse, gibt - ob es jetzt ein Billiganbieter oder die Fünf-Sterne-Kategorie ist.

HANS-MICHAEL LEISE: Ich finde das alles wunderbar, weil wir Hotels von einem bis fünf Sternen haben. Dementsprechend kann ich nur davon überzeugt sein, dass wir nicht Monomarke und Monomarkt, sondern Multimarke und Multimarkt weiter voran bringen. Ich glaube, jeder Mensch braucht in verschiedenen Situationen eine verschiedene Anzahl von Sternen. Wir alle haben zu bestimmten Momenten bestimmte Bedürfnisse.

CHRISTOPH CREPAZ: Ich denke, die Behauptung, dass es diese Schere gibt, muss man differenziert sehen und zwischen Resort- sowie Stadthotellerie unterscheiden.

Was bedeutet dieses Auseinanderdriften des Hotelmarktes für die Mittelklasse?

WEITZER: Ich glaube, dass für die Mittelklasse die Klassifizierung wenig Sinn macht. Das bringt nur bei fünf Sternen etwas, weil es das Ende einer Skala ist.

MESSINGER: Die Mittelklasse-Hotellerie muss sich positionieren. Das Hauptproblem ist allerdings, dass Fünf-Sterne-Hotels mittlerweile zum Vier-Stern-Plus-Preis verkaufen.

HARTL-WAGNER: Anwesende jetzt ausgenommen, oder?

MESSINGER: Ich bin als so direkt bekannt, dass ich das aussprechen würde. Aber Anwesende natürlich ausgenommen!

CREPAZ: Man muss sich Nischen suchen - oder man geht wirklich über den Preis. Ich glaube, man erkennt auch einen Trend in der Resorthotellerie. Es gibt mittlerweile Reiter-, Wander-, Motorradhotels und mehr.

HEINZ STEFAN: Ich muss sagen, dass die strenge Klassifizierung für uns Insider nicht wirklich das Aussagekräftige ist.

Was ist für Sie das Mindestmaß an Komfort und Service, das ein Low-Budget-Hotel haben sollte?

HARTL-WAGNER: Für mich eindeutig Sauberkeit. Ganz egal, ob es sich um ein Fünf- oder Ein-Stern-Haus handelt.

MESSINGER: Low Budget hat von Haus aus ein reduziertes Angebot, das muss dann aber zu 100 Prozent funktionieren. Wenn es das tut, wird der Kunde letztendlich zufrieden sein.

CREPAZ: Sauberkeit ist eine Grundvoraussetzung, genauso wie ein funktionales Konzept, weil man auf sehr engem Raum sehr viel unterbringen muss.

STEFAN: Sauberkeit, Freundlichkeit und Verlässlichkeit sind für mich das Allernotwendigste.

Sie alle sind Experten in Sachen Hotellerie. Was ist Ihnen auf privaten Reisen wichtig, was ist für Sie persönlich Luxus?

STEFAN: Leider trifft das, was ich mir wünsche, nicht allzu oft zu. Generell kann ich aber sagen, wenn ich mich wohl fühle, dann ist es mir völlig wurscht, wo ich bin.

CREPAZ: Luxus ist für mich die Möglichkeit, das zu haben, was ich will - es ist im Hinterkopf.

MESSINGER: Luxus ist auch, wenn ich wieder heimfahre und meine Erwartungen in einem Hotel übertroffen wurden.

LEISE: Das, was ich bekomme, sollte immer mehr sein, als das, was ich erwarte. Ich muss das Gefühl haben, hier bin ich willkommen, hier fühle ich mich wohl. Die Hardware ist wichtig, die Software für mich noch wichtiger.

HARTL-WAGNER: Auch ich habe unterschiedliche Bedürfnisse - ob ich jetzt zwei Tage in eine Stadt fahre oder eine Woche ans Meer. Was mich immer begeistert: Wenn ich persönlich angesprochen und als Frau Hartl-Wagner erkannt werde. Das gibt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Damit fühle ich mich willkommen und wohl in dem Haus.