Geht es nach dem Wiener Freizeitforscher Peter Zellmann, stirbt der klassische Badeurlaub aus - nicht zuletzt als Folge der Klimaerwärmung. Ein Leben ohne Ferien - sieht so die Zukunft des Reisens aus? Der erste Reise-Themenabend der Kleinen Zeitung bat vier ausgewiesene Experten zur Trendskizze.

Öfter und kürzer. Josef Peterleithner, Vorstand des Reiseriesen TUI Austria, stellt dazu fest: "Gott sei Dank haben nicht alle Zukunftsforscher recht. 70 Prozent unserer Reisebuchungen entstammen nach wie vor dem klassischen Angebot. Aber natürlich spürt man Veränderungen. Der Kunde reist öfter und kürzer - motiviert schon alleine durch die vielen Flugangebote. Immer wichtiger wird es, sich Reisen individuell zusammenstellen zu können. Dabei spielen Sonne, Strand und Meer auch in Zukunft eine Rolle."

Sehnsucht nach dem Meer. Auch Reinhard Kotzaurek, Vorstandsdirektor von Neckermann Reisen, ist davon überzeugt, dass die Sehnsucht nach dem Meer anhalten wird. Was sich seiner Meinung nach allmählich ändert, ist der Charakter des Urlaubs: "Es zählen nicht nur Sonne und Strand, sondern ein kombiniertes Programm mit all den Möglichkeiten die sich rundum bieten. Faktoren wie die Familie und steigender Stress im Beruf sind ausschlaggebend dafür, dass es den Badeurlaub weiterhin geben muss! Kurzreisen ans Meer werden attraktiver."

Von Vietnam bis Costa Rica. Martin Fast, Geschäftsführer von ITS Billa Reisen und Jahn Reisen, bringt eine neue Frage in die Diskussion ein: "Was ist denn eigentlich der klassische Urlaub? Das ist nicht für jeden das Gleiche. Die Badereise wird sich ändern - allerdings nicht aufgrund des Klimawandels. Wir werden in Zukunft auch neue Ziele mehr und mehr für Pauschalreisende erschließen. Da denke ich an Vietnam oder Costa Rica." Patrik Weitzer (Marketingleiter GEO Reisen) gibt Freizeitforscher Zellmann bedingt recht: "Die Aussage bezogen auf den Klimawandel empfinde ich als übertrieben. Sanftes Reisen ist aber immer mehr im Kommen. Die Menschen wollen in fremde Länder authentisch eintauchen. Das sehe ich als Möglichkeit für die Reisebüros, man muss den Urlaub designen, für den Kunden nach seinen Wünschen und Bedürfnissen maßschneidern."

Kunde kennt die Welt. Einigkeit herrscht in der Runde darüber, dass sich die Rolle der Reisebüros verändern wird - und muss. "Die Qualität der Reisebüromitarbeiter wird immer wichtiger. Der Kunde ist heutzutage ja weitaus informierter, er kennt die Welt. Gerade in diesem Zusammenhang muss auch die Qualität bei der Beratung besonders wichtig genommen werden", hält Peterleithner fest.