Tinto: Das ist nicht nur die Farbe des Rotweins, sondern auch der Namensgeber für jenen Fluss, der sich durch das Bergbaugebiet nördlich von Huelva schlängelt. Blutrot - und durch das sich auf der glatten Oberfläche spiegelnde Sonnenlicht noch intensiver - bahnt sich der Riotinto seinen Weg durch die marsähnliche Landschaft. Genauso wie die Lok inklusive Waggons entlang der alten Schienen. Früher wurden so vom größten Kupferbergwerk der Welt die Mineralien bis nach Huelva gebracht, von wo aus man nach Großbritannien exportierte. Heute sind es Touristen aus aller Herren Länder, die sich auf der zehn bzw. 23 Kilometer langen Strecke in längst vergangene Zeiten zurückversetzen lassen wollen.

Im Zug. Die Abfahrt verzögert sich, eine britische Gruppe lässt auf sich warten. Mit lautem Tröten wird man aus seinen Tagträumen gerissen, die Bahn setzt sich in Bewegung und David vom Museo Minero übernimmt das Kommando. Auf der Hinfahrt in Spanisch, beim Weg retour in Englisch, gibt er Anekdoten aus jener Zeit zum Besten, in der Großbritannien nicht nur in der Touristenbahn, sondern im gesamten Gebiet das Sagen hatte - und auch den Fußball nach Spanien brachte.

Aggressives Riotinto-Wasser. Die Mär, dass sich Engländerinnen damals mit Riotinto-Wasser die Beine enthaart hätten, will er augenzwinkernd nicht ganz bestätigen. Etwas Aggressives muss die Flüssigkeit aber an sich haben. "Steigen Sie beim Halt nicht ins Wasser. Ihre Schuhe können Sie sonst vergessen, die Flecken lassen sich nicht entfernen", warnt David.

Region voller Gegensätze. Nicht blutrot, sondern schneeweiß: So präsentieren sich die Bergdörfer Fuenteheridos, Alajar und Almonaster. In den Eichenhainen entlang der Straße treibt sich Getier herum, das die Region prägt: Das iberische Schwein. Doch was unterscheidet das Cerdo Iberico von einem österreichischen Schwein? Auf den ersten Blick nur die schwarze Behaarung - ein typischer Südländer also. Bei einer Verkostung auch der Geschmack, der durch die Steineicheln entsteht, von denen sich die Tiere ernähren.

Schinkenhauptstadt. In Aracena, der Schinkenhauptstadt der Region, dreht sich alles um die Produkte vom dunkelhaarigen Vierbeiner. Besonders deutlich wird dies, wenn sich die regionalen Anbieter für die Schinkenmesse bereit halten. Egal, ob im Zelt oder auf den Wiesen des Messegeländes: Jedes Besuchergrüppchen hat seinen eigenen kleinen Schinken dabei. Inklusive Aufschneider, der versucht, die Spezialität in möglichst dünne Scheiben zu schneiden und Schaulustigen freigebig eine Kostprobe anbietet. Man lehnt trotz des verführerischen Duftes dankend ab - die in Almonaster konsumierte Schweinebacke liegt noch im Magen. Aber eines geht immer: Ein kräftiger Schluck Tinto - nicht aus dem Fluss, sondern aus der Rotweinflasche!!!