Halten Sie sich fest, es hat Windstärke sieben!", scherzt Stadtführer Dick van Loon im Hafen von Rotterdam - ohne zu übertreiben. Heftige Windböen machen das Schauspiel, das sich am Flussufer vollzieht, noch reizvoller: Die Holland-Amerika-Linie ist gerade im Begriff loszulegen. "Von hier aus wanderte Anfang des 20. Jahrhunderts eine Million Menschen in die USA aus", weiß der Guide. Die Treppe aus dem Reisebus gleicht einer Zeitmaschine: "Willkommen im Jahr 1898!" Hektisch geht es an Bord des Megaschiffs zu, ein Wimmelbild, das dem Auge keine ruhige Fläche zum Verharren bietet. Gegenüber des Ungetüms zu Wasser befindet sich das legendäre Hotel New York am Flussufer. Heute eine Luxusunterkunft, einst billige Herberge für Immigranten.

Manhattan an der Maas

Rotterdam, das ist mehr als ein Ort für Durchreisende: Das "Manhattan an der Maas" gilt als Prototyp der modernen europäischen Stadt, ist der Geheimtipp der Niederlande. Anders als Amsterdam, dessen kulturelle und gesellschaftliche Vergnügungsmeilen weithin bekannt sind, will die Stadt erst entdeckt werden. Verstreut auf zwei weitläufige Zentren mit spannender Architektur und interkulturellem Flair.

Die wahrscheinlich schönste Weise, das Land und seine Eigenheiten kennenzulernen, ist hier natürlich jene zu Wasser: mit einem Flusskreuzfahrtschiff zwischen Hausbooten und am Ufer gelegenen Campingplätzen, am Rhein und im Ijsselmeer. Scheinbare Dauergäste an Deck sind Nieselregen und rauer Fahrtwind. Rotbraun verrostete, knarrende Lastenschiffe kreuzen den Weg.

Abenteuer für Seebären

Unter Deck sieht die Vier-Sterne-Welt der "Arosa Viva" ganz anders aus: Es ist 11 Uhr. Der Vormittagssnack wird serviert. "Ein kleiner Happen zwischen dem Frühstück und dem Mittagessen", witzelt Hotelmanager Wilhelm Bahrs. Die riesigen Panoramafronten im Salon öffnen einen eindrucksvollen Blick auf die flache, satt grüne Landschaft am Rheinufer. Auch wenn das Abenteuer an Land lockt, das Schiff verlässt man nur ungern, in der Angst, den nächsten kulinarischen Höhepunkt zu verpassen.

Die junge Crew aus zehn Nationen spricht Deutsch an Bord. Unter ihnen ist auch ein Steirer, Christian Lechner aus Feldbach. Der "Chef de Partie" ist seit Mai mit dabei: "Auf dem Schiff zu arbeiten, ist ein tolles Abenteuer. Ich betreue den Buffetbereich, schätze vor allem die Abwechslung bei der Arbeit", erzählt er. Kein Wunder, wird dem Gourmet hier alles andere als Einheitsbrei serviert. Neben fünf abwechslungsreichen Mahlzeiten an Bord gibt es auch Themenabende.

Von einer Stadt zur nächsten, über Nacht, ohne Stress. Mit dem Rad durch Amsterdam, Käse schmausen in Edam, das Leben der Schiffsleute entdecken in Hoorn. Zeitreisen in Rotterdam. Unterwegs sein mit einem Flusskreuzfahrtschiff, das gefällt - und ist wahrlich ein Abenteuer für verwöhnte Seebären.