Auch wenn es technisch und finanziell eine schwere Geburt war: All Nippon Airways (ANA), die sechstgrößte Fluglinie der Welt, absolvierte den ersten Passagierflug des Boeing-787-Dreamliners von Tokyo nach Hongkong. "Mit der Technik haben wir das wichtigste Fundament für unsere jüngsten und alle künftigen Neuheiten gelegt", erläutert Scott Fancher, Boeing-787-Programmchef. Dennoch, die Komplexität neuer Materialien und Technologien wurde unterschätzt. Experten vermuten, dass die Gesamtkosten des Projektes anstelle prognostizierter sechs rund 32 Milliarden Dollar umfassen dürften. 821 Boeing 787 sind bestellt. Es werden aber wohl rund 1000 werden müssen, um diese Investitionen zu amortisieren.
Schnittiger Jet mit Passagierkomfort
Doch Daten und Fakten interessieren die Gäste an diesem sonnigen Tag am Flughafen von Tokyo Narita nicht. Kurz vor dem Einsteigen ist die Begeisterung über den schnittigen Jet grenzenlos, der Fokus auf Passagierkomfort gerichtet. Wie etwa die großen Gepäckfächer, wo bis zu fünf klassische Trolleys locker Platz finden. Der Kabineninnenraum kann mit Leuchtdioden erhellt werden, so lassen sich verschiedene Lichtstimmungen erzeugen - 128 unterschiedliche Farbtöne sind möglich.
In der Kabine kann der Geräuschpegel mit dem leisen Airbus 380 mithalten. Die Boeing 787 soll aber mit bis zu 30 Prozent niedrigeren Wartungskosten, 20 Prozent weniger Treibstoff auskommen. ANA hofft, dadurch bis zu 130 Millionen US-Dollar jährlich an Treibstoff einzusparen. Ausgelegt für 210 bis 290 Passagiere, lassen sich Langstrecken-Märkte mit geringerer Nachfrage erschließen. Bei der Neuentwicklung A 380 handelt es sich hingegen um einen komplett anderen Flugzeugtyp. Er wird vor allem auf Strecken mit höchstem Aufkommen eingesetzt, ist für ca. 800 Passagiere zugelassen. In Europa soll LOT Polish Airlines nächstes Jahr den ersten Dreamliner bekommen, auch Air Berlin zählt zu den Kunden.
Für den Passagierkomfort von besonderer Bedeutung sind etwa die mit 47 mal 28 Zentimetern rund 30 Prozent größeren Fenster als in einer Boeing 767. Die Fenster lassen sich auf Knopfdruck durch eine schwache elektrische Ladung in 99 Sekunden nahezu komplett verdunkeln. Die Sitze haben einen Abstand von mehr als 86 Zentimetern. Zudem ist für höhere Luftfeuchtigkeit gesorgt. In der mittleren Kabinensektion befindet sich ein extragroßes WC mit Fenster. Zumindest an diesem Tag ist der Ärger bei ANA über die große Verspätung durch die Annehmlichkeiten des Flugzeuges verflogen.
Übrigens: Der nächste historische Erstflug in der zivilen Luftfahrt ist für 2013 geplant. Dann soll des Dreamliners Rivale, der Airbus A 350, starten.