Nach zehn Minuten in einem Café auf der atemberaubenden Piazza beginnt man in die Vergangenheit zu reisen. Über die Tasse mit dem unverwechselbaren italienischen Kaffee hinaus blickt man auf den Dom oder das "Castello del Buonconsiglio". Dahinter das Etschtal, eingerahmt von der Brenta-Gruppe. Das Stimmengewirr wird nach und nach leiser. Man schließt die Augen und findet sich im 16. Jahrhundert wieder. Mitten in der Zeit des "Konzils von Trient" (1545-1563).

Kaum eine andere Stadt ist so eng mit der österreichischen und italienischen Geschichte verbunden wie Trento, wie Trient seit dem Anschluss an das damalige Königreich Italien heißt. Auf der Piazza trafen sich Kaiser und Könige, Päpste und Kardinäle, Bürger und Bauern. In den Hinterzimmern der Cafés entlang der malerischen Gassen schmiedeten "Irredentisten" wie Cesare Battisti Umsturzpläne gegen die Habsburger, später Partisanen gegen die Naziherrschaft.

Das Trentino tischt auf

Heute treffen sich Menschen aus aller Welt immer noch auf der Piazza. Und sie spüren immer noch die in sich verwobenen Geschichten aus Nord und Süd, die hier im Laufe der Jahrtausende geschrieben wurden. Gleichermaßen in der Architektur wie auch in der Kulinarik.

Von der einfachen Osteria bis zum Micheline-Sterne-Träger wird jede Speise zur Genussreise durch die umliegenden Landschaften des Trentinos. Und man ist bemüht, den aktuellen Jahreszeiten entsprechend Tribut zu zollen. Was es gerade nicht frisch auf dem Markt gibt, findet seinen Weg auch nur in Ausnahmefällen in die Küche. Von Wildgerichten aus der Brentagruppe über "Strangolapreti" (Spinatnockerln mit Parmesan) bis hin zu geröstetem Mais mit einer Creme aus Trüffeln aus der Erde des Monte Bondone. Dazu werden wunderbare Weine wie der weiße "Nosiola" oder der rote "Teroldego" getrunken.

Der Monte Bondone ist aber längst nicht nur Trüffellieferant. Er ist auch das ganzjährige Naherholungsgebiet der Trentiner und beherbergt in einer ehemaligen k. u k.-Kaserne das Alpenforschungsinstitut "Centro di Ecologia Alpina". Lernen, Forschen und Studieren sind auch zentrale Anliegen der Trentiner. Neben der Universität mit rund 15.000 Studenten - immerhin mehr als zehn Prozent der Bevölkerung der Stadt - laden, neben den historischen Museen, moderne Ausstellungsorte wie das "Museo dell'aeronautica Gianni Caproni'" (Luftfahrt, Wissenschaft und Innovation) oder das erst im Vorjahr eröffnete "Museum der Wissenschaft" zum Besuch.

Wer aber zwischen all diesen spannenden Unternehmungen nicht immer wieder auf die Piazza zu einem Kaffee oder einem kleinen Imbiss zurückkehrt, der hat Trient nicht kennengelernt.