Streifzug durch den Bregenzerwald

Vo Mello bis ge Schoppornou bean i gloufo." Diese Strecke besang der Holstuonarmusigbigbandclub vor vier Jahren. Aber die Einladung ist weiterhin aufrecht: Das könnten Sie doch auch einmal versuchen. Es muss ja nicht gleich von Mellau nach Schoppernau sein. Vom mittleren ,,Wauld" - dem Bregenzerwald - bis in den hinteren, wo sich die Straße von Schoppernau pittoresk hinaufwindet auf den Hochtannberg. Vorbei an der Villa Maund. Hier trafen sich, noch zu k. u. k. Zeiten, der europäische Hochadel und britische Banker zu lustvollem Jagen. Das hölzerne Jagdschloss sieht man kaum von der Straße aus. Man muss es in Hopfreben aufspüren.

So manches muss man aufspüren im Bregenzerwald. Vom Denken in Wien (oder in Graz wie Klagenfurt) ist er weiter entfernt als alles andere in Österreich.

Nur Mut bim Loufa. Es sind ja immer nur ein paar Kilometer zwischen den 22 Wälder-Gemeinden. Laufen wir von Mellau nach Egg, ab Bezau ein Stück die Trasse des Wälderbähnles entlang. Nur von Bezau bis Bersbuch dampft der Schmalspurzug heute noch dahin, als Museumsbahn.

Die Vordenker aus dem Wauld

In Egg ist Ingo Metzler daheim. Er ist einer der Vordenker im Bregenzerwald. Seine geistigen Vorfahren sind die Wälder Barockbaumeister. Viel früher noch die Architekten einer Urdemokratie, die das dortige Denken seit Tausenden Jahren prägt. Konservativ und doch frei im Geist. Das bringt Persönlichkeiten hervor wie den sozialen Freigeist Franz Josef Felder oder Jodok Fink, Landwirt und Vizekanzler der Ersten Republik, ein Mann des Ausgleichs zwischen politischen Fronten.

Nicht nur die Wälder Sprache ist von besonderer alemannischer Eigenart: Der Wauld ist heute das Mekka der Holzbau-Architektur.

Auch das Anwesen des Molke-Pioniers Ingo Metzler erstaunt als wagemutiges Gebäude aus Beton und Glas. In drei Jahrzehnten haben die Metzlers einen traditionellen Bauernhof in einen innovativen, vielfach ausgezeichneten Betrieb verwandelt. Käse und Molke-Pflegeprodukte werden hier hergestellt. Bei Führungen erleben Besucher das Geschehen im Stall und am Hof hautnah mit. Schweinehaltung, Milcherzeugung: Darin sahen Ingo und Melitta Metzler keine Zukunft, als sie 1996 den elterlichen Bergbauernhof übernahmen. Bauer sein in der EU - das verlangte nach neuen Ideen.

Mittlerweile wird die Milch von rund 70 Ziegen und 14 Kühen in der eigenen Hofsennerei verarbeitet. Die Tiere auf dem Metzler-Hof fressen im Sommer frische Gräser, Wiesenkräuter und Blumen, im Winter hofeigenes Heu. Das macht ihren Heumilchkäse unvergleichlich. Ingo Metzler: ,,Wir sprechen den Käsefeinspitz an, aber auch Kuhmilch-Allergiker und Laktoseintolerante."

Die Macht der Molke

Metzler gilt im Wauld als Wiederentdecker der Molke. Mit einem Drogisten als Freund tüftelte er an der Verarbeitung dieses Naturstoffs. Während sich andere junge Leute in der Disco vergnügten, mischten die beiden Badezusätze. ,,Manche meiner Kollegen haben mich damals für ziemlich verrückt gehalten", erzählt der innovative Bauer.

Inzwischen floriert die Molke-Verarbeitung heftigst und lockt immer mehr Besucher auf den Hof. Manche bleiben ein paar Tage und besuchen Metzlers ,,Erste Vorarlberger Sennschule". Sie machen ihren eigenen Käs und gehen stolz als diplomierte Molkeexpertin/diplomierter Molkeexperte, Sennerin oder Senn nach Hause. Frisch gepflückte Kräuter aus Metzlers Kräutergarten geben ihrem selbst komponierten Käse die besondere Note.

Dabei belässt es Molke-Maestro Metzler aber nicht. Er stellt eine bunte Palette von Naturkosmetik aus dem Beiprodukt der Käserei her. Eine seiner Partnerinnen beim Vordenken ist Susanne Kaufmann, Chefin des Gasthauses ,,Post" in Bezau, ebenfalls innovativ unterwegs mit einer Spa-Serie. Das Traditionshaus ist es ebenfalls wert, ein paar Kilometer z'loufa. Zum Wandara oder um sich von dessen Kässpätzle zu nähren - wie auch immer. Von Bezau aus schwebt man mit der Seilbahn auch aufs Sonderdach, dem Elternhaus von Toni Innauer.

Sollten sich beim Loufa Fußschmerzen oder sonstige Gebresten ergeben, empfehlen wir den Bezauer Gemeindearzt Jodok Fink. Er ist Urenkel des Wälder Vizekanzlers, Sohn des Mitbegründers der Heilmoortherapie im nahen Reuthe und ein liebenswürdiger Ansprechpartner für alle Wauld-spezifischen Gesundheitsfragen.

Für sprachliche und musikalische Weiterbildung raten wir hingegen, www.hmbc.at zu konsultieren.