Gleich hinter der österreichisch-deutschen Staatsgrenze erwartet den Besucher eine Überraschung. Durchzogen von großflächigen Grünanlagen sind die Gebäude der Stadt von der Umfahrung entlang der Saalach kaum auszumachen. Dieser grüne Eindruck bleibt während des ganzen Aufenthaltes erhalten. Bad Reichenhall ist immer sehr sorgfältig mit den Parkanlagen und Bäumen umgegangen. Und das - betrachtet man die Funde aus der sogenannten "Glockenbecherkultur" - seit mehr als 4000 Jahren.

Es war ursprünglich das Salz, das die Menschen hierherzog. Schon die Römer machten die Solequellen von "ad Salinas", wie sie die Siedlung nannten, zur leistungsfähigsten Salzproduktion im gesamten Alpenraum. Während es für jene Zeit letztendlich zu großem Wohlstand in der Stadt führte, kam es auch immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen mit umliegenden "Neidgenossenschaften". Die berühmteste darunter waren die "Salzirrungen", die zwischen 1190 und 1228 zu fürchterlichen Kampfhandlungen führten.

Vielfältiges Gut

Das Salz steht auch Jahrtausende später noch immer im Mittelpunkt - vom reinen Speisesalz bis zu den vielfältigen Kurangeboten. Einen lebendigen Eindruck über das "Lebensmittel" und die jahrhundertelange Arbeit in den unterirdischen Stollen erhält man bei einem Besuch des Salzmuseums in der "Alten Saline".

Einen ersten Überblick über die Stadt und die Umgebung gibt es im Heimatmuseum. Der Stadtbummel beginnt idealerweise am Florianiplatz unterhalb der Burg Gruttenstein und des historischen Altstadtteils mit den Resten der Stadtmauern. Durch das viele Grün fällt die Orientierung anfänglich schwer. Kennt man aber die einzelnen Ortsteile, findet man sich rasch zurecht.

Vorbei geht es an Bauwerken der unterschiedlichsten Stilepochen und einladenden Schanigärten. Man versteht schnell, warum Bad Reichenhall den Beinamen "Meran des Nordens" trägt. Die schmucken Häuserfassaden werden immer wieder von kleinen und größeren Plätzen mit Kirchen unterbrochen. Von St. Zeno, der ältesten Kirche, bis zur erst 1957 erbauten "St. Nikolaus von der Flue" reiht sich eine nach der anderen auf. Und die Baustile reichen von Romanisch über Gotisch bis hin zu Barock.

Einer der besuchenswertesten Abschnitte führt vom Rathausplatz nach Nordwesten zum Kurgarten. Entlang eines gezähmten und einzigartigen Stadtbaches warten dabei kleine Geschäfte und Cafés darauf, erkundet zu werden. Im Alpenstadt-Jahr wurde auch der am Stadtrand vorbeifließenden Saalach eine neue Aufmerksamkeit geschenkt.

Raus aus der Stadt

Und wer mehr als ein Wochenende in der Stadt verbringt oder einen lange geplanten Kuraufenthalt in die Tat umsetzt, kann über Langeweile wirklich nicht klagen. Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Schloss nach Marzoll (ein ehemaliges Römerkastell mit dem gegenüberliegenden Marstempel), mit Deutschlands ältester noch original erhaltener Seilbahn auf den Predigtstuhl oder in den Nationalpark Berchtesgaden: Das Sightseeing-Programm ist mindestens gleich groß wie das Kurangebot. GERHARD LEEB