Von woher auch immer man nach Idrija anreisen mag, ob von Kranj, Ljubljana oder dem Soca-Tal - die allerletzten Kilometer zur alten Bergbaustadt in der Goriska führen durch menschenleere und tiefe Waldschluchten.

Dabei hat die Kleinstadt am Rande der Alpen keinerlei Grund, sich zu verstecken. Ganz im Gegenteil! Die Geschichte des ein halbes Jahrtausend dauernden Quecksilberbergbaus und eine 300 Jahre andauernde Klöppeltradition begleiten den Besucher auf Schritt und Tritt.

Pier Paolo Pasolini hat hier einen Teil seiner Kindheit verbracht. Und der französische Universalgelehrte Balthasar Hacquet forschte hier ebenso wie Paracelsus.

Wechselvolle Historie

Von der Terrasse des Cafés im Schloss Gewerkenegg - ja, es heißt wirklich so - aus dem Jahre 1500, in dem sich auch eines der schönsten Museen Europas befindet, hat man die beste Übersicht über die Stadt. Und auch die "?likrofi", die typische Speise der Gegend, munden hier besonders gut. Sie repräsentieren auch einen Teil der wechselvollen Geschichte der Stadt. Im 20. Jahrhundert war Idrija Teil der K. u. k.-Monarchie, dann italienisches Territorium, dann von den Deutschen besetzt, danach ein Teil von Jugoslawien - und jetzt gehört die Stadt zu Slowenien. Und trotz alledem war sie allen anderen immer quasi eine Nasenlänge voraus.

Seit dem 15. Jahrhundert durch den weltweit zweitgrößten Quecksilber-Bergbau, 200 Jahre später dann durch das Einrichten einer Klöppelschule und in den 1990er-Jahren - nach dem Ende des Bergbaus - mit der Gründung eines Hightech-Unternehmens, das inzwischen Produktionsstätten in Brasilien und China betreibt.

Und der maßvolle Umgang mit dem Leben, den Menschen und der Landschaft war ein wesentlicher Grund für die "Alpenstadt des Jahres"-Jury, Idrija 2011 den Titel zu verleihen.

Immer in der zweiten Junihälfte verwandelt sich der ansonsten beschauliche Ort zum Treffpunkt für an Handwerkskunst interessierte Besucher aus ganz Europa. Beim "Idrijske cipke", dem Klöppler-Festival, wird die ganze Stadt zur Bühne. Theateraufführungen, Musikveranstaltungen des stadteigenen Orchesters, Klöppel-Ausstellungen und auch -wettbewerbe lassen dabei die Nacht zum Tag werden.

Ab in die Wildnis!

Wem das alles zu viel werden sollte, der kann sich zu Fuß auf den Weg in die Umgebung machen. Die "Wildnis" beginnt bereits direkt am Stadtrand.

Zu den besonders lohnenden Wegstrecken gehört die alte Promenade zum (angeblich) "kleinsten Fluss der Welt" oder der Wanderweg zur ehemaligen Holztriftanlage. Auch ein Besuch des ehemaligen Partisanenkrankenhauses oder der Partisanendruckerei in den umliegenden Wäldern sollte bei einer Visite des Unesco-Weltkulturerbes Idrija dazugehören. GERHARD LEEB