Die chinesische Führung ist um den Ruf des Landes besorgt. Immer mehr reisefreudige Chinesen fallen im Ausland hin und wieder wegen ungehobelter Manieren auf. Ab 1. Oktober gilt daher in China ein neues Tourismusgesetz, besser: eine Art Knigge für Chinesen, die ins Ausland reisen und sich dort "vertrauter nach den Sitten des Gastlandes" zu benehmen haben. Wer sich nicht benimmt, dem droht sogar Urlaubsverbot.

Die Verordnung besserer Manieren beginnt vor der Abreise. Reisebüros haben Kunden über Reiseland und Kultur zu "orientieren". Am Flughafen gehört ein Merkblatt mit Benimmregeln durchgelesen, also nicht vorzudrängeln, nicht laut zu sein, nicht Essen zu verschwenden oder ungenügend bekleidet durch die Hotellobby zu gehen. Verpönt ist auch das beliebte Mitgehenlassen von Dingen aus dem Hotelzimmer. Danach gibt die Reiseleitung - fast alle Chinesen reisen in Gruppen - einen Crashkurs bezüglich hiesiger Sitten.

"Ding Jinhao war hier"

Nachdem sich westliche Hoteliers vor ein paar Jahren an die wachsende Zahl von indischen Gästen zu gewöhnen hatten, die gerne ganze Clans in Einzelzimmer einquartierten und dann ums Bett herum kochten, bereiten ihnen jetzt die Chinesen Kopfzerbrechen. Einige Hotels separieren diese von den übrigen Gästen, weil sie beim Frühstücksbuffet nicht anstehen oder sich nicht ums Rauchverbot scheren.

Selbst unter Chinesen sorgte unlängst ein Teenager für Empörung, der auf Urlaub in Ägypten mit eigenen Hieroglyphen "Ding Jinhao war hier" in einen 3500-jährigen Tempel eingravierte.

"Ich schäme mich, wenn ich chinesische Touristen sehe, die auföffentlichen Plätzen laut sprechen, spucken oder ihre Namen in Sehenswürdigkeiten ritzen", zitiert die Nachrichtenagentur Xinhua einen gewissen Hua Juanpeng, der sich vor seinem Abflug in die Ferien noch pflichtbewusst im Internet über Verhaltensregeln im Gastland schlaumachte.

Der erhobene Zeigefinger staatlicher Medien über das "unzivilisierte Benehmen" zeigt, wie ernst es der Führung ist. Ein riesiger Wirtschaftssektor schadet dem eigenen Image. Reisebüros verkauften letztes Jahr für 102 Milliarden Dollar Reisen ins Ausland. Kein Land zahlt mehr in die globale Tourismusindustrie ein. Wer als Chinese auf Reisen im Ausland ab dem 1. Oktober unangenehm auffällt, riskiert Strafen.

Noch ist unklar, wie strikt das Gesetz ausgelegt werden wird "Dass China eine gesetzlose, schlecht ausgebildete Gesellschaft mit sehr viel Geld ist, fordert jetzt von der ganzen Welt ihren Tribut", sagt der chinesische Verleger Hung Huang. Die Tourismusbehörde der Provinz Hunan führte am 1. September eine schwarze Liste von Urlaubern ein, die sich im Ausland auffällig benehmen. Neben Buchungsverbot drohen ihnen bei der Ausreise Probleme, sollten sie dennoch irgendwo ein Ticket buchen.

Im Ausland wartet man vorerst ab. Welcher Hotelier will schon seine chinesischen Kunden vergraulen.. Fast 100 Millionen Touristen verbringen pro Jahr ihren Urlaub im Ausland.