300 Stufen sind es hinauf zur Akropolis von Lindos. Das sorgt bei wolkenlosem Sonnenschein für ausreichend Atemnot – und die Sonne scheint hier an 300 Tagen im Jahr. Aber die Aussicht belohnt die Anstrengung des Aufstiegs. Unten liegen das weite Meer, eine lauschige Bucht und ein dichtes Geflecht aus weiß gekalkten Häuserwürfeln, engen Gassen, vollgestopften Souvenirläden und Schatten spendenden Cafés.

Oben thront eine historisch außergewöhnliche Ausgrabungsstätte. Die entdeckten baulichen Überreste spannen einen Bogen von der Jungsteinzeit über Tempelsäulen aus dem siebten vorchristlichen Jahrhundert bis zu einer Festungsanlage aus dem Mittelalter. Ganz schön viel Geschichte. Zusammen mit den Sandstränden, die sich entlang der 220 Kilometer langen Küstenlinie von Rhodos ausgebreitet haben, sind sie Hauptanziehungspunkt für die 2,6 Millionen Touristen, die pro Jahr die größte der griechischen Dodekanes-Inseln besuchen.

Historische Altstadt von Rhodos-Stadt.
Historische Altstadt von Rhodos-Stadt. © TUI/Albert

Inselwelt im Wandel

Rhodos zählt zu den wichtigsten Urlaubsdestinationen Griechenlands. Auch für Europas größten Reiseveranstalter TUI ist die Insel nicht nur was das Gästevolumen angeht unter den fünf wichtigsten Zielorten, sie soll auch ein Vorzeigebeispiel für nachhaltige Tourismuswirtschaft werden. Zusammen mit der Regionalregierung Südägäis wurde dafür eine fünfjährige Zusammenarbeit beschlossen. Unter dem Titel „Co-Lab Rhodos“ zielt sie auf die gesamte Wertschöpfungskette der Tourismusindustrie vor Ort ab. Es geht dabei um eine Verschränkung von staatlichen Initiativen zum Erreichen der internationalen Klimaschutzziele und Projekten, die TUI direkt oder über Partner vor Ort umsetzen kann.

So stehen für die 250 Reiseleiterinnen und Reiseleiter vor Ort jetzt 30 E-Bikes und 30 Lastenräder für Fahrten zwischen den Hotels bereit. Parallel schrumpfte die Autoflotte von mehr als 100 auf 60. Bei Bootsausflügen wird auf Plastikgeschirr verzichtet, man bietet „Green&Fair“-zertifizierte Ausflüge und Hotels und unterstützt nördlich von Lindos ein Wiederaufforstungsprojekt. Kleine Schritte, die bisweilen auf große infrastrukturelle Hürden treffen. So kann, weil es keine Anbindung an das Stromnetz am Festland gibt, beispielsweise der über die Photovoltaikanlagen auf den Hotels gewonnene Strom nicht ins nationale Netz eingespeist werden.

Goldsandiger Strand von Tsampika
Goldsandiger Strand von Tsampika © IMAGO

Rüsten für den Sommer

Evangelos Georgiou, „Co-Lab“-Geschäftsführer, spricht dennoch von einer „Allianz der Willigen“. Tatsächlich sind die Ziele ehrgeizig, die Projekte vielfältig, der Ansatz ganzheitlich: Von der Restaurierung des alten Nationaltheaters als Beitrag zur kulturellen Nachhaltigkeit über Hotels, die aus Lebensmittel- und Gartenabfällen Strom erzeugen, bis zu 35.000 Kleinkompostanlagen für Privathaushalte reicht die Palette. Insgesamt will man bis 2025 die Hälfte des Mülls recyceln; bis 2030 sollen nur noch zehn Prozent deponiert werden. Aktuell sind es 80 Prozent. Das Potenzial ist enorm – vor allem im Sommer: Den 5000 Tonnen Müll pro Monat während des Winters stehen während der Hauptsaison monatlich 18.000 Tonnen gegenüber – produziert durch den Gästeansturm, der dieser Tage beginnt anzuwachsen.

Die Insel rüstet sich für den Sommer. Sowohl in der Altstadt von Rhodos zwischen der holprigen Ritterstraße beim imposanten Großmeisterpalast, dem Hafen, wo einst der „Koloss von Rhodos“ gestanden haben soll, und rund um den Brunnen am schmucken Hippokratesplatz. Als auch im Landesinneren, beispielsweise in Siana im Südwesten, wo Apostolos Dimellis die kleine, aber exquisite Olivenöl-Manufaktur Ladomylos betreibt. Ein Geheimtipp, „bewacht“ von einer ganzen Kolonie Katzen.

Die Betreiber der Ölmanufaktur „Ladomylos“ in Siana
Die Betreiber der Ölmanufaktur „Ladomylos“ in Siana © TUI/Albert

Nach dem Waldbränden 2023

Die Wasserrutsche war aufgrund der Hitze geschmolzen, der Spielplatz verbrannt, die Palmen angeschwärzt, sämtliche Klimaanlagen kaputt.“ „Wir mussten insgesamt über 3000 Gäste evakuieren.“ Wenn sich Stavros Vlachos, General Manager des Rodos Maris, einer Fünf-Sterne-Hotelanlage südlich von Lindos, und Evangelinos Evangelatos (General Manager des Mitsis Rodos Village) vom Juli letzten Jahres erzählen, rufen sie daramtische Bilder der Zerstörung, Panik und Angst aus ihrer Erinnerung ab. „Es war schrecklich!“, sagt Evangelatos. Das Problem: Eine Feuersbrunst dieses Ausmaßes erzeugt ein Mikroklima mit eigenen Windströmungen. Damit wird es noch unkalkulierbarer, wohin es sich ausbreitet.

Die Hoteliers Evangelatos und Vlachos
Die Hoteliers Evangelatos und Vlachos © TUI/Albert

Die in der Mitte der Insel ausgebrochenen Waldbrände hatten sich damals binnen fünf Tagen bis in den Süden von Rhodos ausgebreitet – und damit dorthin, wo sich zur Hochsaison Dutzende vollbesetzte Hotelanlagen an der Küste drängen. Eine riesige Rettungsaktion setzte ein. Fast 20.000 Menschen mussten binnen kürzester Zeit mit Booten und Bussen aus der Gefahrenzone gebracht werden. Allein TUI organisierte neun Extraflüge, um seine Gäste von der Insel ausfliegen zu können.

Einen Schlusspunkt setzt der Staat, in dem er jene Touristen, deren Hotels wegen der verheerenden Waldbrände evakuiert wurden, eine Urlaubswoche schenkt. Alle Informationen zur „Rhodos Week“ finden Sie hier.