Vaudeville war in Nordamerika rund um 1900 eine ganz große Nummer. Das Publikum strömte in das Varieté mit ­Musik-, Tanz- und Akrobatiknummern, ab 1913 auch in die Yonge Street 189 in Toronto. Denn dort gab es nicht nur ein Theater, sondern gleich zwei – übereinander gestapelt. Das untere, „Elgin“, bot mit seinen Nonstop-Shows günstige Unterhaltung für die Massen.

Das sieben Stockwerke darüber liegende „Winter Garden“ richtete sich an zahlungskräftigere Kundschaft. Von der Decke hingen Laternen und getrocknete Buchenäste, Säulen wurden wie Baumrinden gestaltet, Wandmalereien und Spaliere erweckten den Eindruck, in einem sommerlichen Garten zu sitzen. Allerdings nur bis 1928, als der obere Raum zu verwildern begann, während das „Elgin“ ins Filmgeschäft einstieg, um schließlich als Erotikkino zu enden.

Das „Elgin“ war vor seiner Renovierung zum Erotikkino heruntergekommen
Das „Elgin“ war vor seiner Renovierung zum Erotikkino heruntergekommen © Ontario Heritage Trust

Das ungewöhnliche Duo konnte vor dem Abriss bewahrt werden, nach einer umfassenden Restaurierung in den 1980ern sind „Elgin“ und „Winter Garden“ das letzte Doppeldecker-Theater der Welt, in dem der Vorhang noch regelmäßig für Künstlerinnen und Künstler aufgeht. Wie es sich für ein betagtes Gebäude gehört, in dem sich je nach Spielplan oder Inszenierung auch Dramen abgespielt haben, soll es hinter den Kulissen spuken. Man erzählt sich von einer mysteriösen Dame in Lila.