Im tristen Grau des heimischen Winters lockt die Wärme Tunesiens. Zunächst heißt es warmwerden mit der Hauptstadt Tunis. Zwei Millionen Menschen leben in der pulsierenden Agglomeration. Deren historischer Kern, die Médina, präsentiert sich stolz als Unesco-Welterbe. Einst im Schatten der Weltmacht Karthago stehend, ist Tunis heutzutage eine Stadt mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte und Moderne. Während man durch die engen Gassen der Médina schlendert, liegt der Duft von Gewürzen in der Luft, und die alten Gemäuer erzählen von vergangenen Zeiten.

Sidi Bou Said, ein charmantes Künstlerdorf, thront hoch über der Bucht von Tunis. Die blau-weißen Häuser und schmalen Gassen verleihen dem Dorf eine bezaubernde Atmosphäre. Mit der Meeresbrise in der Nase und dem herrlichen Blick auf die glitzernde Bucht kann man hier in die bunte Kulturszene Tunesiens eintauchen und in einem der unzähligen Restaurants herrliche mediterrane Küche genießen. Vor dem geistigen Auge die Werke berühmter Künstler wie Paul Klee, die einst von der Schönheit dieses Ortes inspiriert wurden. „Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer“, soll der Maler verzückt gesagt haben.

Auf Djerba, der größten Insel Nordafrikas, locken karibisch anmutende Strände, antike Stätten und malerische Dörfer, in denen die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Aufregend gerät der Besuch von Houmt Souk, dem quirligen Hauptort Djerbas, wo man die traditionellen Märkte und die herzliche Gastfreundschaft der Einheimischen hautnah erleben kann. Da kann es passieren, dass man zum Kartenspielen eingeladen wird. Nicht minder farbenfroh das Dorf Erriadh, in der Nähe der Synagoge La Ghriba, wo 2014 das Streetart-Projekt „Djerbahood“ mit über 250 Wandkunstwerken entstand, die bis heute ständig ergänzt werden.

Immer näher an der Wüste

Zurück auf dem Festland, bringt uns ein Geländewagen weiter in das Dahargebirge. Eine karge Region, die von Berberstämmen bewohnt wurde. Olivenhaine weichen einer bizarren Berglandschaft mit ausgetrockneten Flussbetten und vereinzelten Palmenoasen. Entlang der „Straße der Ksour“ finden sich alte Festungsanlagen und die Speicherburg Ksar Hallouf. Ein architektonisches Meisterwerk, errichtet, um Vorräte zu lagern. In Matmata, Tamezret und Medenine spürt man die alte Kultur der Berber, taucht ein in eine Welt fern des Massentourismus, in die wilde Schönheit dieser Landschaft.

Die Oasenstadt Douz nennt man nicht umsonst „das Tor zur Wüste“, man erahnt die Weiten der Sahara. Die Oase am Rande des Grand Erg Oriental fasziniert mit ihrer mystischen Schönheit. Kameltouren durch endlose Dünen und ein traditionelles Abendessen im Nomadenlager vermitteln die Magie der Wüste hautnah. Nur das Lachen der Nomaden durchbricht die Stille, während sie für uns ein Mahl über einem Feuer zubereiten. Im goldenen Sonnenuntergang kniet man sich in diese schier endlose Sandkiste und lässt ihn verträumt durch die Finger rieseln. Die samtene Farbe – unfassbar schön. Da schließt sich der Kreis zu Paul Klee. Die Farbe hat mich und Tunesien auch.