Den Glockenturm der Kirche des Heiligen Blasius in Vodnjan (italienisch Dignano) sieht man schon von Weitem. Nicht nur, weil er mit seinen 62 Metern der höchste in Istrien ist, sticht er einem ins Auge. Sondern auch, weil er einem bekannt vorkommt, ist er doch dem Campanile von San Marco in Venedig nachempfunden. Endgültig besonders macht das Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert rund zehn Kilometer nördlich von Pula allerdings, dass es eine der größten Reliquiensammlungen in Europa beherbergt: 370 Reliquien oder irdische Überreste von 250 Heiligen aus einer Zeitspanne von 15. Jahrhunderten.

Darunter auch drei mysteriöse Mumien, die in gläsernen Sarkophagen im Altarraum aufgebahrt sind und sogar die Wissenschaft beschäftigen. Denn obwohl sie nie einbalsamiert oder hermetisch abgeschlossen waren, sind sie erstaunlich gut erhalten. Einer von ihnen ist der heilige Leon Bembo, eingekleidet in ein goldenes Bischofsgewand samt Hirtenstab. Der venezianische Kaplan verstarb im Jahr 1188 als namenloser Bettler, aber an seinem Grab sollen sich Wunderheilungen abgespielt haben. Die Exhumierung förderte einen unverwesten Leichnam ans Tageslicht, der bis heute Tausende Pilger nach Vodnjan lockt.